Samstag, 30. August 2014

Die Trolljagd - Kapitel 4: Die Trophäen der Sieger

Bei Sonnenaufgang zogen wir zusammen mit den Söldnern in Richtung Westen weiter. Wir stießen schließlich auf die nicht zu übersehenden Spuren einer großen Trollhorde. Darunter befanden sich ein paar riesige Fußabdrücke, die sicherlich nicht von einem gewöhnlichen Troll stammten.

Wir folgten den Spuren, die uns zu einer umgekippten Kutsche führten. Ihre Umgebung war von großen Blutflecken übersät. Ein Stöhnen ließ uns die Unterseite des Gefährts untersuchen. Dort war ein Überlebender, der eingeklemmt unter der Kutsche lag. Für Urota war es kein Problem, den Wagen wieder aufzurichten. Als der blutüberströmte Mann den Hügeltroll sah, schrie er vor Angst wie am Spieß und versuchte wegzurennen. Vor Erschöpfung brach er jedoch zusammen, bevor er auch nur richtig auf die Füße gekommen war.

Widun fragte ihn, was passiert sei. Benommen berichtete er ihm: »Sie haben alle umgebracht! Da war ein Monster, das die Trolle an einer Kette geführt haben. Es hat sie ... aufgefressen ... meine Begleiter.«

Er stand verständlicherweise noch unter Schock. Nachem wir ihn beruhigt hatten, fanden wir herais, dass er Halef hieß und als Händler mit der Kutsche unterwegs war – bis sie von Trollen überfallen worden war. Die Pferde hätten sich aufgebäumt und die Kutsche umgerissen. Seine Begleiter und der Kutscher hätten versucht zu fliehen, aber die Trolle hätten sie geschnappt und dann dem Riesen geopfert. Ihn hätten sie für tot gehalten. Bevor er bewusstlos geworden sei, habe er noch mitbekommen, wie sie in Richtung Westen verschwunden seien.

»Laut meiner Karte gibt es dort bloß es eine Burgruine!«, wusste einer der Söldner namens Schädel zu berichten.

»Bleibt zunächst bei dem Händler! Wir schauen uns erst einmal ein wenig um!«, mit diesen Worten von Speer gaben die Söldner ihren Pferden die Sporen.

Nachdem wir aus Teilen der Kutsche eine Trage für Halef gebaut hatten, folgten wir den Söldnern. Als wir uns einem Wäldchen näherten, schallte uns Kampfeslärm entgegen. Wir wurden Zeuge, wie die Söldner drei Trolle niedermachten und einen vierten gefangen nahmen. Dann folgte ein schreckliches Schauspiel: Tanz, Schädel und Fass hackten den toten Trollen die Hände ab und machten sich daran, ihnen auch die Kinnhauer zu entfernen. Dann steckten sie die Körperteile in mitgebrachte Säcke.

Mir war der ganze Vorgang ein Gräuel und ich wollte die Söldner zur Rede stellen:
»Was macht ihr da? Sammelt ihr Trophäen?«

Speer entgegnete mir verärgert: »Nein, wir wollen gutes Geld verdienen! Der Scharlatan bezahlt Halar dafür, dass wir ihm Trollhände und Kinnhauer beschaffen. Mag euch zwar eklig erscheinen, aber die Trolle brauchen ihre Hände und Hauer jetzt auch nicht mehr!«

Urota war inzwischen zu dem gefangenen Troll getreten und befragte ihn für uns auf Trollgar: »Was ihr machen hier?«
Der Troll schaute ihn hoffnungsvoll an: »Wir Wächter – unser Heim schützen!«, übersetzte uns Urota.
»Warum ihr Stadt angegriffen?«, fragte er weiter.
»Wir nicht angegriffen! Wir nur hier! Bruder, du helfen mir!«, übersetzte er die Antwort des Trolls.

»So, Schluss jetzt mit dem Gebrabbel!«, kam es von Fass. Mit einem »Hau-Ruck!« zogen sie den Troll am Seil seiner Fußfessel, das sie über einen dicken Ast geworfen hatten, nach oben. Der Troll baumelte kopfüber vor uns.

Mond zog plötzlich seine Klinge und trat dem Trio aus Fass, Schädel und Tanz entgegen: »Was soll das? Er ist doch keine Bedrohung mehr für uns!«

»Hoho, kleiner Wüstenfuchs! Du stehst wohl auf Trolle!«, frotzelte Fass und machte dabei eine beschwichtigende Geste mit seinen fetten Händen.

Ein weiterer Söldner namens Zopf trat an Monds Seite und zog seinen Säbel. Speer versuchte zu schlichten: »Hört auf mit dem Schwachsinn und steckt eure Waffen weg!«
»Was habt ihr mit ihm vor?«, wollte er von Fass wissen.
Der skrupellose Söldner »Fass«.

»Ist doch klar! Wir erledigen ihn. Ein Feind weniger im Rücken und ein Paar Hände mehr im Sack!«, erklärte Fass.

Speer überlegte einen Moment, dann nickte er: »Ich muss euch leider recht geben: Ja, solange er lebt, bleibt er eine Bedrohung für uns.«

Mond und Zopf steckten widerwillig ihre Waffen weg. Zopf spuckte Fass vor die Füße, dann räumte er das Feld. Fass lachte ihm spöttisch hinterher.

»Speer, das kannst du nicht zulassen!«, meldete sich der junge Schatten, der offenbar auch Mitleid mit der Kreatur hatte. »Er hat sich doch ergeben!«

»Solchen Kreaturen darf man kein falsches Vertrauen entgegenbringen, auch Mitleid ist hier fehl am Platze! Mit den Männern und Frauen in Schaynwayl hätten sich auch keins gehabt!«, versuchte Speer Schatten seine Entscheidung zu erklären – »Tötet ihn, aber macht es schnell!«

Zottelbart zog Schatten zurück, als dieser erneut ansetzen wollte: »Sei weise und vertrau' ihm!«

Blitzartig zückte Tanz ein Messer und schnitt dem herabhängenden Troll die Halsschlagader durch – der Troll schrie auf, dann blutete er stoßweise aus. Fass und Schädel sind zur Stelle und fangen das schwarze Trollblut mit Fläschchen auf, die sie rasch mit Stopfen verschlossen.

Ich sah, wie Urota plötzlich zu taumeln begann – für einen Moment sah ich nur noch das Weiße in seinen Augen – dann ist er wieder ganz da. »Was ist mit dir?«, fragte ich ihn.
»Böse Erinnerung! Trollhexe!«, antwortete er kryptisch.

Dann zischte ein Pfeil knapp über unsere Köpfe hinweg und traf den blutenden Troll genau zwischen die Augen.

»Ihr solltet ihn doch schnell töten! Was führt ihr im Schilde?«, schrie Speer, der den Pfeil abgeschossen hatte.

»Nichts von Belang!«, kam es aus Fass' zahnlosem Mund, als er mit dem Versuch eines Lächelns ein weiteres randvoll mit Trollblut gefülltes Glasfläschchen mit seinem Daumen verschloss.

Inzwischen war Zopf zurückgekehrt: »Ich habe die Burgruine entdeckt! Volltreffer! Die Trollspuren führen dorthin!«

Es folgte eine kurze Unterredung mit Speer.

»Am besten wir teilen uns auf und dringen aus verschiedenen Richtungen in die Trollfestung ein!«, schlug Speer vor.
»Zopf, du bleibst mit Zottelbart und Schatten bei diesem verletzen Händler, sucht euch hier ein gutes Versteck!«
»Ein paar eurer Leute sollten auch zurückbleiben!«, wendete er sich an Edwen, den er wohl für den Anführer unserer Gruppe hielt.
»Wenn ihr aus der Ruine fliehen müsst, haltet auf das Wäldchen zu! Dann können die Zurückbleibenden die Trolle von den Bäumen aus mit Pfeilen spicken!«

Nachdem er seinen Leuten weitere Befehle erteilt hatte, setzte er sie mit einem Handzeichen in Bewegung. Die Söldner verschwanden schnell zwischen den Bäumen, einzig Tarquan warf noch einen sehnsüchtigen Blick zurück – Vivana verabschiedete sich von ihm mit einem gehauchten Kuss.

Freitag, 8. August 2014

Die Trolljagd - Kapitel 3: Söldner und Scharlatane

Inzwischen war die Nacht hereingebrochen. Unsere nicht immer ganz so einträchtige Runde um das Lagerfeuer wurde jäh von Pferdegetrappel unterbrochen. Drei Reiter jagten ihre Pferde in vollem Galopp auf den Markplatz zu. Dort angekommen machten sie abrupt Halt und sprangen ab. Die Pferde keuchten vor Erschöpfung.

„Horcht! Horcht!“, schrien sie bis sich eine größere Menge um sie herum versammelt hatte. Auch einige Mitglieder der Söldnerbande waren zugegen.
Einer der Reiterboten berichtete atemlos: „Wir kommen aus Schaynwayle. Die Stadt wird von Trollen angegriffen. Wir befinden uns im Krieg mit den Trollen! Wir brauchen jede Unterstützung, die wir kriegen können! Alle Freiwilligen mögen sich bis Tagesanbruch hier auf dem Marktplatz sammeln!“

Edwen erklärte, dass es sich bei Schaynwayle um ein kleines Grenzstädtchen im Norden handelte. Sie hatten nur eine kleine Garnison, die einem Trollangriff nicht lange standhalten würde. Wir waren uns uneins, ob wir uns dem Feldzug gegen die Trolle anschließen sollten. Einer unserer Gefährten war schließlich ein Troll - sollte er denn gegen sein eigenes Volk zu Felde ziehen? Wir wussten um Urotas Stärke, was sollte man da gegen eine ganze Trollarmee ausrichten?

Immer mehr Leute kamen auf den Marktplatz. Anneliese wies uns auf einen Krämer hin, bei dem sie einen Zauberstein gekauft hatte. Er war in ein Gespräch mit Halar, dem Anführer der Söldner, vertieft. Die beiden schüttelten sich die Hände. Der Krämer Irozan hatte wohl ein gewinnbringendes Geschäft abgeschlossen.

Vivanas Augen waren auch die Söldnertruppe fixiert. Einer der Söldner mit einer Augenklappe zwinkerte ihr zu. Ich sah, wie sich ihre Gesichtsfarbe von ihrem natürlichen Gelbton in ein leuchtendes Rot verwandelte…

Wir einigten uns schließlich darauf, als Gruppe zusammenzubleiben und den Menschen in Schaynwayle zu helfen. Wir mussten Tarso noch von unserem Entschluss unterrichten. Er bot uns zwei seiner Wagen und Pferde an.
„Bringt sie mir heil zurück, oder ich muss euch 100 Silberlinge pro Wagen und Pferd in Rechnung stellen!“

In aller Früh brachen wir unter der Führung eines Reiterboten in Richtung Norden auf. Zu unserem Tross gehörten acht der gut bewaffneten Söldner und der von Widun als Scharlatan bezeichnete Irozan. Viele der Händler standen vor ihren Zelten und schauten uns nach. Wir kamen auch an einem Zirkuszelt vorbei. Ein zweiköpfiger Schrat blickte daraus hervor und lächelte uns zu.

Als die Sonne unterging machten wir Halt. Ein bärtiger Söldner machte Feuer, zwei andere übernahmen die erste Nachtwache, dann waren Vivana und Tarkin an der Reihe. Wir saßen am Lagerfeuer. Der Söldner, der das Feuer schürte, stellte sich uns als Zottelbart vor. „Eigentlich nicht mein richtiger Name, aber alle nennen mich so“, lachte er.
Er wandte sich an Urota.
„Was macht so ein Hügeltroll wie du in menschlicher Gesellschaft?“, wollte er von ihm wissen.

Urota hatte inzwischen so viel der Gemeinen Sprache erlernt, dass er ihn verstand und – etwas unverständlich zwar – auch antworten konnte.
„Hexenmeister mich verkaufen – soll sterben! Böse Tekk mich versklaven - Menschen mich befreien, dankbar!“

„Mutig von euch mit so einem Troll zu reisen“, wandte sich Zottelbart an den Rest der Gruppe.
„Ich will euch etwas über Trolle erzählen. So weit mir aus Askalon bekannt ist, können sie sehr alt werden, man schätzt so 500 Jahre. Und sie wachsen ihr ganzes Leben lang. Was sie an Körpergröße zulegen, bauen sie an Geisteskraft ab. Es wird von Trollriesen berichtet, die dem Wahnsinn anheim gefallen sind. Zum Glück bin ich noch keinem über den Weg gelaufen... eine solche Begegnung soll meist tödlich enden!“

Saradar fragte in die Runde, ob Trolle irgendwelche bekannten Schwachstellen hätten. Dann fiel sein Blick auf Urota. Er musterte ihn eindringlich bis dieser schließlich mit einem bösen Blick zurückstarrte.

Nachdenklich antwortete der Söldner.
„Na ja, sie haben eine dicke Haut und sind deshalb schwer zu verletzen. Aber stecht ihnen ins Herz oder schlagt ihnen den Kopf ab, dann stehen sie wahrscheinlich nicht wieder auf. Irgendwas war noch mit ihrem Blut ... will mir gerade nicht einfallen.“

Widun hatte sich inzwischen, dank mehrerer Krüge Schratenbier, mit ein paar Söldnern angefreundet.

Nach einer ruhigen Nacht und unbeschwerten Weiterreise, erreichten wir die Stadtmauer von Schaynwayle. Zu unserer Verwunderung öffnete sich das Stadttor – und der Ratsherr der Stadt, ein Syr Goreck, stand vor uns. Er berichtete, dass es ihnen gelungen war, ein Eindringen der Trolle zu verhindern. Sie seien in Richtung Westen verschwunden. Er berichtete, dass es um die 50 Trolle gewesen sein mussten, und dass ein riesiges Monster darunter gewesen sei, das es fast geschafft habe, das Stadttor aufzubrechen.
„Wir wollen 50 Reiter losschicken, um die Trolle zu jagen und die Bedrohung ein für alle Mal zu beenden! Schließt Ihr Euch an?“

Währenddessen sah ich, wie sich der Scharlatan und ein dicker Söldner, der von allen zurecht Fass genannt wurde, unterhielten. Ich konnte nur das Wort 'Trollblut' aufschnappen.
Tarkin hatte inzwischen mitbekommen, dass sich einer der Söldner namens Tanz sehr für unseren Barden interessierte und konnte sich natürlich eine diesbezügliche Anspielung nicht entgehen lassen.
„Na, Saradar, hast du schon den Preis für den Weinschlauch mit Tanz ausgehandelt?“

Während Saradar und Widun in der Stadt ihre Vorräte an geistreichen Getränken aufstockten, brach der Reitertrupp Schaeynwayles mit den Söldnern auf. Wir folgten ihren Spuren nach einer erneuten Auseinandersetzung, ob wir es überhaupt mit dieser Trollarmee aufnehmen sollten. Mit Einbruch der Nacht suchten wir Unterschlupf in einer Höhle. Anneliese entfachte ein Feuer, während sich Tarkin auf einem Hügel postierte.

Nach einer Weile trat ohne Vorwarnung eine dunkle Gestalt in unsere Höhle. Mit einem Arm hatte sie sich Tarkin vor die Brust geklemmt, mit dem anderen hielt sie ihm eine Klinge an den Hals.
„Macht sofort das Feuer aus! Wollt ihr etwa die Trolle hierher locken?“, zischte sie uns an. Bei der Gestalt handelte sich um einen Söldner namens Mond. Ich konnte nur seine dunklen Augen erkennen, da der Rest des Gesichts durch einen Helm verdeckt wurde. Nachdem auch unser Schnarchtroll endlich wach war, folgten wir Mond.

Er führte uns sicher ins Lager der Söldner. Ein Söldner namens Speer zeigte beim Eintreffen auf Urota.
„Was sollen wir mit dem da machen?“

„Ich wüsste da schon was!“, rief Fass und strich dabei mit seinem Finger quer über den Hals.

Widun schritt ein: „Das ist unser Gefährte. Er hat tapfer mit uns gekämpft!“

Speer wandte ein: „Jetzt geht es aber gegen sein eigenes Volk!“

Widun entgegnete: „Na und, wie viele Menschen habt Ihr denn schon getötet?“

Auf diese Gegenfrage hin brach bei den Söldnern Gelächter aus, und die Lage entspannte sich schlagartig. Wir sollten uns zu ihnen setzen und ein Bier mit ihnen trinken. Während die anderen ihre Furcht betäubten, schaute ich mir diese Gestalten etwas genauer an.
Ich konnte beobachten, wie sich der Söldner mit der Augenklappe, der wohl Tarquan hieß, an Vivana ranmachte.
„Trinkt Ihr einen Becher Wein mit mir? Morgen könnten wir alle tot sein!“
Nach einer Weile sah ich, wie die beiden wild küssend und sich befummelnd in einem Zelt verschwanden.
Der dicke Söldner hatte es ebenfalls mitbekommen und rief lachend: „Gleich wird sie wissen, warum er auch Pferd genannt wird!“
Das ließ die Söldner ihre Achtsamkeit vergessen und sie brachen in lautes Gelächter aus.
Mir war hingegen nicht zum Lachen zumute. Langsam kroch mir die Angst in die Knochen.

Die Trolljagd - Kapitel 2: Von Goblins und Wieseln

Saradar: „Bei den askalonischen Soldaten war es anfangs ja ganz nett. Es gab reichlich Bier, wir vertrieben uns die Zeit mit Glücksspielen und für die anderen Dinge, die ein Mann zum Glücklichsein braucht, war ebenfalls gesorgt…“
Dabei grinste er Vivana an.

„Das Ganze wurde ab und an durch ein Scharmützel mit den Ul’Hukk unterbrochen. Zwei Monde brachte ich so zu, aber irgendwann schleicht sich ein Gefühl der Trägheit in die Arme, beginnt auch das beste Bier schal zu schmecken, eine Glückssträhne reißt ab und man kennt alle Frauen im Lager, manche besser als man eigentlich beabsichtigt hat …“

„Na, dann hoffe ich mal, dass du dir da nichts geholt hast“, gab ihm Vivana mit einem Augenzwinkern zurück.

„Eines Nachts erklang das Horn der Wächter. Diese schwachsinnigen Ul’Hukk versuchten wieder mit einer Gruppe Speerträgern und einer Säbelzahnechse den Wall einzunehmen. Das sind natürlich keine Gegner für einen Khor’Namar, einen Sohn des Windes.“
Saradar auf dem Schlachtfeld.

„Jetzt übertreib’ aber mal nicht!“, warf Tarkin ein.

Saradar ignorierte den Kobold: „Einige meiner Mitstreiter fielen im Gefecht, das waren gerade diejenigen, mit denen ich so manchen Abend beim Würfeln und Saufen zugebracht hatte. Da wurde mir klar, dass ich dort keinen Ruhm ernten kann, dass über diese Taten keine Heldenlieder gesungen werden … Eilig packte ich meine Sachen und verließ das Lager beim Ruf des ersten Nachtwolfes. Ich hab‘ mir dann so einen alten Kelari-Hengst geschnappt, der leider seine besten Tage schon hinter sich hatte - für den interessierte sich sowieso niemand mehr. Die Lichter des Soldatenlagers verschwanden hinter mir, ich hatte jedoch immer den Eindruck, als ob mich etwas verfolge. In einer Höhle fand ich Unterschlupf und Wasser für mein Pferd. Die Winde trieben mich in den Norden. Als es dunkel wurde, kam ich zu einem kleinen Wäldchen, aus dem mir Feuerschein entgegenflackerte. Ich band mein Pferd an einem Baum in sicherer Entfernung fest und näherte mich lautlos dem Feuer. Kriechend kam ich so nah heran, dass ich erkennen konnte, wer es sich da um das Feuer gemütlich gemacht hatte: Es war eine Bande Goblins, die sich gerade ein kleines Tier über dem Feuer grillten. Plötzlich hörte ich ein lautes Knurren, ich dachte zuerst, dass das mein Magen sei, doch dann sprang ein Schatten auf mich zu - ich konnte nur noch gefletschte Zähne erkennen. Nun ging alles ganz schnell: Ich packte das Etwas unter meinen rechten Arm und würgte solange, bis es nicht mehr zappelte. Jetzt erkannte ich: Es war ein Nachtwolf, der mich da angegriffen hatte.“ Bei diesen Worten deutet er auf das dunkle Fell, das er umhängen hat: "Das konnte ich natürlich nicht zurücklassen!"

„Haben die Goblins etwas davon mitbekommen?“, wollte ich wissen.

„Diese Feiglinge sind davongerannt. Vom Duft des Bratens angelockt, näherte ich mich der Feuerstelle. Plötzlich vernahm ich ein eigentümliches Wimmern. Zwischen den zerlumpten Sachen der Goblins, die sie in Panik zurückgelassen hatten, fand ich ein kleines, hilfloses Wiesel, das ich doch so nicht zurücklassen konnte! Seine Mama hatten die Goblins schließlich bereits verspeist."

Tarkin: "Und jetzt bist du seine Ersatzmama!", lachte der Kobold.

Saradar: „Das Babywiesel jammerte die ganze Zeit. Ich traf schließlich auf einen Schafhirten, der mir etwas Milch abfüllte. Er wollte als Dank eine Geschichte von mir hören, und ich erzählte ihm von unserer Flucht vor den Ul’Hukk durch das Feld der tausend Tode. Er erzählte mir wiederum von Trollüberfällen im Norden. Ein Gedanken keimte in mir: So sollte sich denn im Kampf mit Trollen mein Schicksal erfüllen, und der Ruhm wieder Einzug in mein Herz halten!“

„Wie pathetisch!“, kam es da von Anneliese.

„Auf meinem Weg nach Norden traf ich schließlich auf einen Bauern, der mich zum Nordmarkt begleitete, tja, und dann wäre ich beinahe auf diesen Kobold da getreten“ - damit war Tarkin gemeint.

Tarkin: „Was für ein lausiges Abenteuer - hast einen alten Gaul geklaut, einen Wolf gewürgt, der wahrscheinlich auch altersschwach war und ein paar Goblins das Abendessen entführt. Damit kommst du nie in Osirs Halle der Krieger!“