Ich gelangte mit dem Tross nach Laquariel: an die Front des Krieges zwischen der Primarenarmee und den Mystikern. Ich hatte selbst noch Wunden zu lecken, doch ich vermisste die Gesellschaft meiner Freunde des Bundes aus Blut und Feuer. Als ich dort anlangte, war die Schlacht an den Gemmentürmen vorbei. Draugen lagen neben Draken, Alwonai der Primaren und Mystiker in tödlicher Umarmung.
Von Illarion, unserem alwonaischen Übersetzer, erfuhr ich, dass Halorcon, der entkommene Magier, sich als grauer Drache aufgeschwungen hatte und mit dem Bottich, der mit destillierter Feenmagie gefüllt war, in nördliche Richtung davongeflogen war. Er wurde dabei wohl von den Abtrünnigen unterstützt. Die Primarenarmee hatte verlustreich gegen die Mystiker gekämpft, die sich nicht hatten ergeben wollen. Die Primaren hatten am Ende aber doch den Sieg davongetragen.
Unser Bund war nicht vollzählig. Ich traf auf Widun, der jammerte, schon drei Tage keinen Tropfen geistreicher Getränke mehr zu sich genommen zu haben und fürchterlich fror, auf Anneliese und Tarkin, die dank ihres Koboldfells weniger Probleme mit der Eiseskälte hatten sowie Vivana, die sich ihre Kapuze tief uns Gesicht gezogen hatte. Sie erzählten mir, dass sie Saradar unterwegs aus den Augen verloren hatten, sein Gunuth Knut kehrte zurück, doch der Barbar stapfte vermutlich verwirrt irgendwo durch die Eiswüste. Urota und Freya hatten sich eine schwere Erkältung zugezogen und lagen in der Hauptstadt in ihren Betten. Maluna, die Feueralwe lag schockgefroren im Lazarett und musste langsam wieder aufgewärmt werden.
Emtriyon, der General der Primarenarmee, führte uns einen Gefangenen vor. Es war Yermercalon, einer der Mystiker. Emtriyon schlug vor, dass wir in die Hauptstadt zurückkehren sollten, um dort mehr über die Hintergründe in Erfahrung zu bringen, Illarion dagegen drängte zur Eile, wir müssten doch dem Drachen hinterher. In nördlicher Richtung lag das Tal der Eisriesen, die hier auch Eisthursen genannt wurden. Wir zweifelten, ob wir etwas gegen einen Drachen und die Abtrünnigen ausrichten könnten. Wir entschieden uns schließlich, den gefangenen Mystiker zu befragen. Doch dieser hatte nichts als Verachtung für uns übrig – Illarion weigerte sich, seine Beschimpfungen zu übersetzen. Selbst mein Charme konnte nichts bei ihm ausrichten. Er spuckte mich an, doch sein Speichel gefror bereits in der Luft. Emtriyon konnte dieses Verhalten nicht dulden und schlug ihm solange in den Bauch, bis der Mystiker gesprächiger wurde. Er lachte uns aus, dass wir ja nicht wüssten, womit wir es zu tun hätten. Ein Tropfen der destillierten Feenmagie hatte bereits einen Turm zerstört und ein Erdbeben ausgelöst, was würde da ein ganzer Bottich bewirken! Er könnte den gesamten Eiskontinent auseinanderreißen!
Wir wollten natürlich wissen, wie wir die gefährliche Substanz neutralisieren könnten – doch auch hier verweigerte Yermercalon jegliche Auskunft, erst nach weiteren Schlägen von Emtriyon deutete er an, dass die Substanz in Gemmen gegossen werden müsste, um einen sicheren Transport zu gewährleisten. Er wisse, dass die Krone des legendären Frostkönigs aus Udunith bestand, ein Mineral, das das Feendestillat aufnehmen könnte. Wir fragten Illarion, der von der Legende wusste, dass der Träger der Krone alle Drachen Korilions kontrollieren könnte. Doch die Vorväter hätten vorgesorgt: kein lebender Alwe kann die Hallen des Frostkönigs betreten.
Wir baten Emtriyon, einen Brief in die Hauptstadt zu schicken, mit der Bitte um Verstärkung und weitere Informationen zu Mineralien, die die Feensubstanz unschädlich machen könnten. Er schickte eine Eule los. Er teilte uns für die gefährliche Mission zwei Begleiter zu: Illarion und eine Schlittenlenkerin namens Solvariel, die auch eine hervorragende Bogenschützin sei. Mit sechs vor den Schlitten gespannten Frostwölfen machten wir uns auf den Weg in den Norden. Tarkin und Vivana zogen es vor, auf dem Gunuth zu reiten – was bei der bitteren Kälte einen herzerwärmenden Anblick bot.
Je weiter wir nach Nordwesten kamen, desto kälter wurde es. Dann begann es auch noch zu schneien! Wir hatten mit Erfrierungen zu kämpfen und unsere Sicht wurde durch den Schnee stark beeinträchtigt, überall bildeten sich Schneewehen. Vor uns tauchten plötzlich drei schemenhafte Gestalten auf, die in gebücktem gingen und Waffen hinter sich herzogen. Das mussten diese untoten Draugen sein! Tarkin zückte sein neues Schwert Draugentod, doch es musste nicht zum Einsatz kommen: Solvariel lenkte den großen Schlitten geschickt um die traurigen Gestalten herum. Ich unterließ es, aufgrund der Kälte, ihnen Grimassen zu schneiden - und die Untoten verschwanden im Schneegestöber hinter uns.
Dann eine Bodenwelle, unser Schlitten kippte – und wir purzelten in den Schnee. Die Schneedecke riss auf und was sich da aus dem Schnee erhob, sollte mir noch lange im Gedächtnis bleiben: ein schwarzes Ungetüm, das aussah wie ein gewöhnliches Walross, aber gigantische Ausmaße besaß. Es war um die 25 Schritt lang und vielleicht 7 Schritt hoch – unglaublich! Zwei riesige weiße Zähne ragten aus seinem Maul, das uns locker in einem Haps verschlucken könnte. Mit der Unterstützung des Gunuths gelang es uns, den Schlitten wieder aufzurichten. Das Riesenwalross beobachtete uns dabei aufmerksam. Wir hatten es aufgeweckt, doch anscheinend zögerte es noch, uns anzugreifen. Wir kletterten auf den Schlitten und beeilten zu, möglichst viel Schnee zwischen uns und das Ungetüm zu bringen. Ich sah noch, wie es sich davon schleppte und in einem riesigen Wasserloch verschwand.
Der Schneefall ließ endlich nach und wir suchten einen Lagerplatz für die Nacht. Anneliese hatte die glorreiche Idee, getrocknete Gunuthkacke als Brennmaterial zu verwenden. Es stank fürchterlich, spendete uns aber bitter nötige Wärme. Das ganze kam aber zu einem Preis. Ein Alwe mit gelb leuchtenden Augen näherte sich dem Lager. Er hatte eine Glatze und sein Oberkörper war entblößt – doch die Kälte schien ihm nicht das Geringste auszumachen.
Illarion erkannte ihn: „Das ist Ferylion Frostwandler, der Eremit, der einsam durch die Eiswüste wandert.“
Wir boten ihm Brot an, das er gerne entgegennahm. Wir fragten den Schweigsamen, ob er etwas Ungewöhnliches gesehen hätte. Er nickte: „Ja, etwas ist nach Norden geflogen.“
Widun blickte ihm tief in die Augen. „Auch ich bin auch ein Priester, ein Wanderprediger des Schratenherrn. Sagt, ihr steht doch ihn enger Verbindung zur Frosthirtin, habt ihr eine Unruhe gespürt?“
Widun hatte das Eis gebrochen und der Frostwandler wurde gesprächiger. „So ist es, etwas hat sie aufgewühlt! Ich habe seltsame Geschöpfe gesehen, von denen ich dachte, sie seien schon lange ausgestorben: Eisthursen, das sind Frostriesen mit mehreren Köpfen – doch sie hatten untote Augen!“
„Wisst Ihr etwas über den Frostkönig?“, fragte Widun weiter.
Die Augen des Frostwandlers blitzen auf. „Sein Grabmal liegt im Norden, gar nicht weit von hier. Er brachte damals Unheil und Tod über ganz Korilion. Er erschuf die Draugen, diese Plage, die uns bis zum heutigen Tage heimsucht!“
Der Frostwandler stand auf. „Ich muss weiterziehen, Nivie ist in Aufruhr, sie ruft nach mir!“ Doch bevor er ging, faltete er die Hände und segnete uns. „Nivie möge euch auf eurer gefährlichen Reise vor Frostschäden schützen!“
Am Morgen rissen die Wolken auf und Alun schenkte uns ein Lächeln. Widun tat Buße, er fiel auf die Knie und betete an Mnamn: „Ich habe mehrere Tage keinen Tropfen Geistreiches zu mir genommen – und ich bereue dies zutiefst. Schenke mir weiter deine Gunst, auf dass ich deinen Auftrag erfüllen kann!“ Er trat daraufhin zu mir. „Finn, ich sehe, dass du immer noch unter deinen Verletzungen leidest.“ Er legte mir die Hand auf, und ich spürte, wie mich göttliche Macht durchströmte.
Ich dankte ihm und folgte seinem Beispiel: „Ianna, in dieser Eiswüste habe ich schon lange nichts mehr Grünes und Wachsendes gesehen. Ich werde vereiste Samen aus dieser Ödnis in wärmere Gefilde bringen, sie dort einpflanzen und zum Erblühen bringen.“ Ianna akzeptierte meine Buße und ich, spürte, dass sie mir auch hier – fernab grüner Wälder – beistehen würde.
Ich trat zu Tarkin, der zwar nicht fror, aber immer noch unter alten Verletzungen litt. Ich legte ihm die Hand auf und Iannas Gunst heilte ihn.
Die Sonne schien auf uns herab, als wir mit dem Schlitten über die schimmernde Schneekruste glitten. Alles schien wunderbar zu flutschen, doch da: ein Krachen und der Schlitten musste Halt machen. Solvariel stieg ab und musterte die Kufen. Eine davon war durchgebrochen. Sie schaute uns fragend an, wo sollten wir hier Ersatzteile herbekommen? Wir durchsuchten unsere Taschen und Rucksäcke, doch wir hatten nichts Passendes dabei. Irgendwann musste es hier doch auch einmal Pflanzen oder Bäume gegeben haben. Ich folgte meinem Instinkt und Ianna führte mich zu einer Stelle, wo ich ein ganz schwaches Signal pflanzlichen Lebens verspürte. Ich grub im weichen Schnee – und tatsächlich: hier lagen Zweige! Wir gruben weiter und fanden schließlich einen Ast, der dick genug war, die gebrochene Kufe zu verstärken. Solvariel befestigte ihn mit Sehnen und Birkenpech, das sie kurz über einem Feuer erwärmen musste. „Das hält hoffentlich eine Weile!“, übersetzte Illarion ihren von einem Seufzer begleiteten Kommentar.
Tatsächlich kamen wir ein gutes Stück weiter nach Norden, bis es dämmerte und wir uns einen Rastplatz suchen mussten. Wir hofften auf die Eule und wichtige Informationen zu unserer Mission, doch sie ließ auf sich warten.
Am nächsten Tag kamen wir durch ein Tal mit spitzen Bergen, die wohl auch die Eisnadelspitzen genannt wurden, so zumindest übersetzte uns Illarion den Namen. Hier gab es viele dunkelschattige Bereiche, ich hatte immer das Gefühl, dass dort etwas oder jemand aufs uns lauerte. Und ja, es gab hier Abscheulichkeiten, Kreuzungen von Alwonai und Norgar, auf deren Herkunft und Geschichte Illarion aber nicht weiter eingehen wollte. Ich sah nur Schatten und Schemen, einmal meinte ich, ich hätte ein haariges Wesen mit spitzen Ohren zwischen zwei Eisnadeln gesehen – doch vielleicht war es nur eine Einbildung, hervorgerufen von der klirrenden Kälte, die unser dauerhafter Begleiter und eisiger Prüfer war.
Wir gelangten an den Fuß eines breiten Berges und vernahmen ein Flattern und schließlich die Rufe einer Eule. Sie hatte uns tatsächlich gefunden und sie trug eine Nachricht bei sich. Illarion übersetzte: „Sie bestätigen, dass Halorcon mit den Geächteten zusammenarbeitet, er hat wohl die Absicht den Frostkönig wiederzuerwecken! Sie wissen auch nur, dass die Feenenergie in Gemmen gebunden werden kann. Noch die Information, dass sich Halorcon hervorragend mit Nekromantie auskenne. Sie schicken Verstärkung los, jedoch keine große Armee sondern kleine Gruppen, um die Abtrünnigen zu verwirren. Auch Berdaw Dunn, der valoreanische Thronfolger, sowie Lorik und Hasabi sind unterwegs mit einem Schlitten.“
Hier wechselte das Wetter schnell: erste Flocken fielen, der Schneefall wurde immer dichter und verstärkte sich schließlich zu einem richtigen Schneesturm. Wir beeilten uns, einen Unterschlupf zu finden. Tatsächlich fanden wir eine Berghöhle, von einem Bewohner keine Spur. Vivana traute sich etwas tiefer in die Höhle hinein und fand einen Fellhandschuh. Ein alter Alwenhelm lag hier auch herum, sie schenkten ihn mir.
Am nächsten Morgen mussten wir uns aus der Höhle ausgraben. Es schneite immer noch und es würde schwierig werden, voranzukommen. Wir gelangten an unser Ziel: das Tal der Eisriesen. Hier waren mehrere Stellen vom Schnee befreit worden und zeigten sich aus der Ferne als braune Flecken. Weiße Krähen kreisten krächzend darüber. Als wir näherkamen, entdeckten wir in der Umgebung Fußspuren, einige davon waren riesig. Aus der Nähe konnten wir sehen, dass jemand an den schneebefreiten Stellen tiefe Erdlöcher ausgehoben hatte. Vivana konnte nicht anders: sie schlang sich ein Seil um die Taille, band es am Gunuth fest und ließ sich hinab. Am Boden glitzerte ein Anhänger im Sonnenlicht, der aber eine so negative und unheilvolle Energie ausstrahlte, dass selbst Vivana ihre Finger davon ließ. Sie hatte aber ein paar Getreidesamen mit an die Oberfläche gebracht, die ich gerne an mich nahm – ich würde die gefrorenen Samen irgendwo im Süden einpflanzen und sie zu neuem Leben gedeihen lassen.
Vivana wischte sich die erdigen Hände am Gunuth ab. „Diese Medaillons waren aus Messing, also nicht wirklich wertvoll, aber da waren Riesen mit vielen Köpfen eingraviert“, berichtete sie.
Illarion erschauderte und wirkte noch blasser als sonst. „Thursen! Das müssen ihre Gräber gewesen sein - und jemand hat sie aufgeweckt!“
Wir überlegten, wie wir weiter vorgehen sollten. Es gab jetzt also auch noch riesige Zombies, die Halorcon unterstützten. Der Magier war geschwächt und verwundet, konnte außerdem auf einem Fuß nicht richtig laufen. Wahrscheinlich schleppten jetzt diese Thursenzombies den gefährlichen Bottich mit Feendestillat! Es blieb uns nichts anderes übrig, wir mussten hinterher. Der Schneesturm hatte leider weitere Spuren verweht, doch Illarion ließ den Leitwolf die Fährte aufnehmen. Die Krähen begleiteten uns krächzend. Tarkin sabberte bei ihrem Anblick, doch sein Speichel gefror, sobald er aus seinem Mund trat. Jetzt sah er selber aus wie ein Walross. Vivana und ich schossen nach ihnen – erfolglos. Aber zumindest schienen sie begriffen zu haben, dass sie unerwünscht waren.
„Aber wir haben kaum noch etwas zu essen!“, jammerte Tarkin – und er hatte Recht. Bei der Begegnung mit dem Riesenwalross hatten wir wohl unbemerkt einen großen Sack mit Proviant verloren. Illarion wusste, wo das Grab des Frostkönigs lag und die Fährte führte in diese Richtung. Wir brauchten also noch Verpflegung für mehr als eine Woche.
„Wenn man vom Mammut spricht!“, rief da Anneliese aus. Illarion und Solvariel griffen sich an den Kopf, sie konnten nicht glauben, dass wir unter diesen Umständen jetzt auf Mammut-Jagd gehen wollten. Tarkin ließ einen Schlachtruf erklingen, der unsere Moral stärken sollte, doch das Mammut wurde dadurch auf uns aufmerksam und trabte auf uns zu. Tarkin versteckte sich schnell hinter einem Felsen. Vivana gab Solvariel und mir etwas von ihrem Pfeilspitzengift ab, damit würde das Mammut nur gelähmt werden, das Fleisch würde dadurch aber nicht vergiftet. Anneliese zauberte mehrfach „Dünne Luft“ und nahm dem Mammut damit Schnelligkeit und Kraft, von ein paar vergifteten Pfeilen gespickt, sank es direkt vor uns zu Boden. Wir nahmen uns Stoßzähne, Felle und zehn Rationen Mammutfleisch – das sollte für die weitere Reise mehr als ausreichend sein!
Wir fuhren weiter und wären in der Abenddämmerung beinahe in einen Abgrund gestürzt, hätten Solvariel und die Insassen nicht so vortrefflich reagiert und durch Gewichtsverlagerung den Absturz in die Gletscherspalte im letzten Moment verhindert. Schnee spritzte auf und fiel in die Tiefe, Solvariel hielt den Schlitten an, so dass wir durchatmen konnten. Knut trabte mit unbekümmerten Reitern an uns vorbei. Um nicht doch noch im Dunkeln in eine Spalte zu stürzen, machten wir Halt in der Nähe einiger Hügel. Die Nacht war sternenklar, was aber mit klirrender Eiseskälte einherging. Da wir kein Feuer entfachen wollten, kuschelten wir uns an die friedlichen Gunuths.
Am nächsten Tag stießen wir auf Trampelspuren einer Gunthherde. Es war keine große Herde, doch Knut konnte nicht anders, als in seiner Rüstung den Leitbullen herauszufordern. Nach einem kurzen Ramm- und Kopfstoßduell war Knut der neue Leitbulle und wurde von zehn Gunuths verfolgt, davon vier Kühe und sechs Jungtiere. Wer wusste schon, wofür wir diese noch brauchen konnten – immerhin erwartete uns ein übermächtiger Feind. Wir folgten der Gletscherspalte vom Vorabend, die uns beinahe zum Verhängnis geworden wäre, und kamen an eine Stelle, an der Schmelzwasser in Form eines Wasserfalles in die Tiefe stürzte. Ein Gletscherfluss schnitt uns den direkten Weg zum Grab des Frostkönigs ab, sodass wir einen Umweg machen mussten. Der Fluss erweiterte sich zu einem See, auf Eisschollen trieben Walrosse, diesmal allerdings mit normalen Ausmaßen – eine Überquerung schien hier unmöglich.
Wieder schlug das Wetter um – ein Schneesturm zog auf, diesmal so heftig, dass ich kaum drei Schritt weit sehen konnte. Wir ließen uns in einem Notlager einschneien, doch am nächsten Morgen mussten wir feststellen, dass die Gunuths - einschließlich Knut - weg waren: sie hatten sich wohl irgendwo vor dem Sturm in Sicherheit gebracht.
Die Alwen sahen uns ungläubig dabei zu, wie wir darüber diskutierten, ob wir die Gunthherde wieder einfangen oder doch lieber schnell zum Frostkönig weiterziehen sollten. Wir einigten uns darauf, die Gunuths zu suchen. Die Frostwölfe nahmen deren Fährte auf und wir fuhren nach Nordosten, den Gletscherfluss entlang. Plötzlich rumpelte es hinter mir. Ein großer Schneeball hatte den Schlitten getroffen. Ich schaute mich um: Auf einem Hügel standen haarige Wesen und bewarfen uns weiter mit Schneebällen.
„Schneetrolle!“, erklärte Illarion. „Wir lassen sie besser in Ruhe.“
Die Dämmerung brach herein. Auf einer Anhöhe erstrahlte fahlblaues Licht, das von einer Ruine ausging. Doch wir waren nicht in der Stimmung, irgendeinem blauen Leuchten nachzugehen, wir wollten unsere Herde zurück! Wir fanden sie an einem Berghang weidend, an dem die Schneedecke dünn war und tatsächlich ein paar grüne Halme hervorstanden. Das Nachtlager war schnell aufgeschlagen und die Wachen verteilt. Leider wollte uns jemand um den verdienten Nachtschlaf bringen. Vivanas wachsame Augen hatten sie zum Glück rechtzeitig entdeckt - lästige Schneetrolle, drei von ihnen kamen frontal aufs Lager zu. Ich hörte die Schreie eines Gunuth-Jungtieres, dass sie wohl gerissen hatten. Tarkin schwang sich auf Knut und fegte direkt einen von ihnen über den Haufen. Ich schnappte mir meinen Kurzbogen und spickte einen von ihnen mit einem Pfeil. Die Schneetrolle drängten auf Tarkin ein und verletzten Knut – wir mussten ihnen zu Hilfe kommen! Widun legte seine Hände auf einen Fels und ließ Mnamn durch ihn sprechen – das versetzte die dummen Schneeballwerfer in solche Panik, dass sie sich umgehend trollten. Von Vivana mehrfach motiviert, betete ich an Ianna und heilte den armen Gunuthbullen.
Unausgeschlafen ging es weiter auf Schlitten und Knut mit Gunuthherde im Anhang. Im Norden wölbte sich uns eine unüberwindbare Bergkette entgegen, davor lag ein Tal und darin eine stattliche Festung, die von einem tiefen Graben umgeben war.
„Die Festung und Ruhestätte des Frostkönigs“, erklärte Illarion. Im Tal entdeckten wir Schlittenspuren, die aus südlicher Richtung kamen. Als wir den Graben umrundet und ein Tor im Osten entdeckt hatten, hörten wir Kampfgeräusche. Ich zählte elf Geächtete, die sich durch ihre dunklen, zerfetzten Umhänge leicht von den vier Primarenkriegern unterscheiden ließen. Illarion zückte sein Schwert, Solvariel spannte ihren Bogen - und wir stürzten uns in den Kampf an der Ostpforte. Die Primarenkämpfer waren unterlegen und zogen sich zurück, nachdem wir für sie einen Fluchtkorridor geöffnet hatten. Die Fernkämpfer schossen Pfeile, Widun sprach durch den Stein, und brachte dadurch zumindest einen der Geächteten dazu, zu fliehen. Ich betete an Ianna und konnte einen der Gegner mit einem Dornenstich verletzen. Den größten Anteil an unserem Sieg hatten jedoch Knut und seine Gunuthherde. Die gewaltigen Gunuthkühe trieben die Abtrünnigen zurück. Ich schiebe es auf Kälte und Erschöpfung, dass ich mich nicht an viele Einzelheiten dieses Kampfes erinnern kann – doch die Flamme des Sieges lodert hell.
[Runde vom 11.10.25 mit Anneliese, Finn, Tarkin, Vivana, Widun]



