Widun berichtete uns, was in der Nacht noch vorgefallen war.
"Wir haben auf euch gewartet, aber irgendwann ist es uns zu unheimlich geworden in den Kanälen, ganz abgesehen vom Gestank. Wir sind ins Karawanenlager zurückgekehrt und haben euch dort nicht vorgefunden. Aus Tarsos Zelt drang noch Licht, wir wollten hineingehen, aber da trat uns ein Schatten entgegen."
Mit diesen Worten trat hinter Widun eine große, bärtige Gestalt hervor. Es war Edwen, der Axtkrieger, der uns aus der Hand der Tekk befreit hatte. Was für eine freudige Überraschung. Ich war glücklich, ihn wiederzusehen.
"Eine Taube hat mir geflüstert, dass ihr meine Hilfe braucht", erzählte er uns.
"Außerdem habe ich meinen kleinen Kobold-Söldner vermisst", wandte er sich lächelnd an Tarkin und tätschelte ihm das Fell im Nacken, was diesem sichtlich unangenehm war.
"Wo ist Vivana?", wollte ich wissen.
"Oh! Ihr geht es gar nicht gut - sie muss sich irgendwie den Magen verdorben haben … sie war ganz grün im Gesicht, als ich sie zuletzt gesehen habe", berichtete Widun.
Anneliese beschimpfte Tarkin: "Bestimmt deine Schuld, weil du vor ihren Augen die Ratte geschluckt hast!"
"Quatsch! Was soll denn an einer Ratte eklig sein?", entgegnete Tarkin.
"Ruhe jetzt!" - Widun wollte mit seinem Bericht fortfahren: "Wir wollten euch suchen, aber die Stadtwachen haben uns wegen der Ausgangssperre daran gehindert. Zum Glück hatte Vivana den Siegelring des Notors" - war ja klar - "sodass wir nicht auch im Kerker landeten. Die Stadtwache empfahl uns, den Weinenden Raben aufzusuchen. Die Taverne heißt wohl so seit dem Erdbeben, vorher war das der Lachende Rabe, aber das nur nebenbei …"
"Wir dachten uns schon, dass euch die Stadtwache wegen der Ausgangssperre aufgegriffen hat und wollten den Soldaten überzeugen, uns zu euch zu führen. Dank meines Charmes konnte ich ihn zumindest überreden, uns in die Taverne zu begleiten. Bei einem guten Bier lockert sich bekanntlich die Zunge!"
"Ich fragte ihn, was denn eine Wache mit einem Hügeltroll anstellen würde. Er meinte, dass er ein solches Monster entweder verhaften oder töten würde …"
Urota reagierte gar nicht auf diese Äußerung - er hatte seinen Riesenknochen wiedergefunden und kratzte sich damit gerade den Rücken.
"Dann trat ein alter Ritter auf uns zu, der sich uns freundlich als Syr Kym vorstellte. Er erzählte uns verzweifelt, dass er seine Tochter suche. Er sei Witwer und komme aus Bel. Zusammen mit seiner Tochter sei er nach Altem gekommen, um Stoffe auszusuchen. Letzte Nacht sei seine Tochter dann verschwunden - er hatte keine Erklärung dafür, was passiert sein könnte - einfach weg. Man konnte es ihm ansehen - die Sorgen hatten bereits tiefe Furchen in seinem Gesicht hinterlassen. Er habe bereits den ganzen Tag nach ihr gesucht - keine Spur. Wegen der Gerüchte über einen Rattendämon befürchtet er das Schlimmste."
"Habt ihr ihm denn unsere Hilfe angeboten?", wollte ich wissen.
"Natürlich!", kam es im Chor zurück. "Er hat uns eine reichliche Belohnung versprochen, wenn wir ihm seine Tochter heil zurückbringen."
"Tja, und dann hat sich unser lieber Mnamn-Priester mehr dem Bier als dem Fragen gewidmet", warf Anneliese ein. "Die Stadtwache hat die Taverne wieder verlassen"
"Das stimmt so aber nicht!", verteidigte sich Widun.
"Und dann hat er sich von so einem verschrumpelten Schrat auch noch zum Glücksspiel überreden lassen!", hakte Anneliese nach.
"Wenigstes waren die Knochenwürfel auf meiner Seite!", schmunzelte Widun zufrieden und klimperte mit seinem Geldbeutel.
"Ich sehe, ihr habt euch ja eifrig bemüht, uns so schnell wie möglich aus dem Kerker zu holen!" - alle nickten, keiner hatte wohl den Sarkasmus in meiner Stimme bemerkt.
"Allerdings! Du glaubst gar nicht, wie schwer es heute Morgen war, den Ratsherrn Largo davon zu überzeugen, auch den Troll frei zu lassen", berichtete Tarkin und reichte mir meine Sachen. Ich streifte mir rasch ein Hemd über und legte den Gürtel mit meinem Dolch wieder an.
"Er lässt ihn nur frei, wenn eine Stadtwache uns begleitet, um ihn im Auge zu behalten."
Ich sah den argwöhnischen Blick des Soldaten, der den Troll tatsächlich keinen Moment aus den Augen velor und seine Hellebarde stets parat hielt.
Urota hatte scheinbar wiedermal nur die Hälfte verstanden, er lächelte bloß - noch etwas müde - und streckte sich mit einem lauten Gähnen.
Aus dem Rathaus kam eine gebückte Gestalt, deren weiße Haare in der Morgensonne glänzten. Es war Fugan, der Notor.
"Ich habe gehört, dass ihr nachts in die Kanäle hinabgestiegen seid!", schüttelte er den Kopf. "Das ist doch viel zu gefährlich! Nachts sind die Rattenbiester besonders aggressiv. Ich habe hier eine Karte für euch. Es ist ein alter Plan des Kanalsystems der Stadt. Ach, wir waren vor dem Beben so fortschrittlich, woanders wurde noch in die Gassen ... ihr wisst schon", räusperte er sich.
"Die Karte stammt natürlich aus der Zeit vor dem Beben, viele Gänge werden verschüttet sein - sicherlich auch ein Grund warum es hier so stinkt … andere wurden neu angelegt, bevor das hier mit der Rattenplage begann. Wenn ihr uns helft, die Rattenplage zu beseitigen und die Kinder zu finden, erhält jeder von euch 35 Silberlinge!"
Mit dieser Motivation und der Karte stiegen wir wieder in die Kanalisation hinab. Urota passte kaum durch die Öffnung zur Unterwelt. Vivana war diesmal nicht mit von der Partie, dafür begleiteten uns jetzt Edwen und - sehr widerwillig - ein Soldat der Stadtwache.
Mit diesen Worten trat hinter Widun eine große, bärtige Gestalt hervor. Es war Edwen, der Axtkrieger, der uns aus der Hand der Tekk befreit hatte. Was für eine freudige Überraschung. Ich war glücklich, ihn wiederzusehen.
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Edwen, der "Schattenmann". |
"Eine Taube hat mir geflüstert, dass ihr meine Hilfe braucht", erzählte er uns.
"Außerdem habe ich meinen kleinen Kobold-Söldner vermisst", wandte er sich lächelnd an Tarkin und tätschelte ihm das Fell im Nacken, was diesem sichtlich unangenehm war.
"Wo ist Vivana?", wollte ich wissen.
"Oh! Ihr geht es gar nicht gut - sie muss sich irgendwie den Magen verdorben haben … sie war ganz grün im Gesicht, als ich sie zuletzt gesehen habe", berichtete Widun.
Anneliese beschimpfte Tarkin: "Bestimmt deine Schuld, weil du vor ihren Augen die Ratte geschluckt hast!"
"Quatsch! Was soll denn an einer Ratte eklig sein?", entgegnete Tarkin.
"Ruhe jetzt!" - Widun wollte mit seinem Bericht fortfahren: "Wir wollten euch suchen, aber die Stadtwachen haben uns wegen der Ausgangssperre daran gehindert. Zum Glück hatte Vivana den Siegelring des Notors" - war ja klar - "sodass wir nicht auch im Kerker landeten. Die Stadtwache empfahl uns, den Weinenden Raben aufzusuchen. Die Taverne heißt wohl so seit dem Erdbeben, vorher war das der Lachende Rabe, aber das nur nebenbei …"
"Wir dachten uns schon, dass euch die Stadtwache wegen der Ausgangssperre aufgegriffen hat und wollten den Soldaten überzeugen, uns zu euch zu führen. Dank meines Charmes konnte ich ihn zumindest überreden, uns in die Taverne zu begleiten. Bei einem guten Bier lockert sich bekanntlich die Zunge!"
"Ich fragte ihn, was denn eine Wache mit einem Hügeltroll anstellen würde. Er meinte, dass er ein solches Monster entweder verhaften oder töten würde …"
Urota reagierte gar nicht auf diese Äußerung - er hatte seinen Riesenknochen wiedergefunden und kratzte sich damit gerade den Rücken.
"Dann trat ein alter Ritter auf uns zu, der sich uns freundlich als Syr Kym vorstellte. Er erzählte uns verzweifelt, dass er seine Tochter suche. Er sei Witwer und komme aus Bel. Zusammen mit seiner Tochter sei er nach Altem gekommen, um Stoffe auszusuchen. Letzte Nacht sei seine Tochter dann verschwunden - er hatte keine Erklärung dafür, was passiert sein könnte - einfach weg. Man konnte es ihm ansehen - die Sorgen hatten bereits tiefe Furchen in seinem Gesicht hinterlassen. Er habe bereits den ganzen Tag nach ihr gesucht - keine Spur. Wegen der Gerüchte über einen Rattendämon befürchtet er das Schlimmste."
"Habt ihr ihm denn unsere Hilfe angeboten?", wollte ich wissen.
"Natürlich!", kam es im Chor zurück. "Er hat uns eine reichliche Belohnung versprochen, wenn wir ihm seine Tochter heil zurückbringen."
"Tja, und dann hat sich unser lieber Mnamn-Priester mehr dem Bier als dem Fragen gewidmet", warf Anneliese ein. "Die Stadtwache hat die Taverne wieder verlassen"
"Das stimmt so aber nicht!", verteidigte sich Widun.
"Und dann hat er sich von so einem verschrumpelten Schrat auch noch zum Glücksspiel überreden lassen!", hakte Anneliese nach.
"Wenigstes waren die Knochenwürfel auf meiner Seite!", schmunzelte Widun zufrieden und klimperte mit seinem Geldbeutel.
"Ich sehe, ihr habt euch ja eifrig bemüht, uns so schnell wie möglich aus dem Kerker zu holen!" - alle nickten, keiner hatte wohl den Sarkasmus in meiner Stimme bemerkt.
"Allerdings! Du glaubst gar nicht, wie schwer es heute Morgen war, den Ratsherrn Largo davon zu überzeugen, auch den Troll frei zu lassen", berichtete Tarkin und reichte mir meine Sachen. Ich streifte mir rasch ein Hemd über und legte den Gürtel mit meinem Dolch wieder an.
"Er lässt ihn nur frei, wenn eine Stadtwache uns begleitet, um ihn im Auge zu behalten."
Ich sah den argwöhnischen Blick des Soldaten, der den Troll tatsächlich keinen Moment aus den Augen velor und seine Hellebarde stets parat hielt.
Urota hatte scheinbar wiedermal nur die Hälfte verstanden, er lächelte bloß - noch etwas müde - und streckte sich mit einem lauten Gähnen.
Aus dem Rathaus kam eine gebückte Gestalt, deren weiße Haare in der Morgensonne glänzten. Es war Fugan, der Notor.
"Ich habe gehört, dass ihr nachts in die Kanäle hinabgestiegen seid!", schüttelte er den Kopf. "Das ist doch viel zu gefährlich! Nachts sind die Rattenbiester besonders aggressiv. Ich habe hier eine Karte für euch. Es ist ein alter Plan des Kanalsystems der Stadt. Ach, wir waren vor dem Beben so fortschrittlich, woanders wurde noch in die Gassen ... ihr wisst schon", räusperte er sich.
"Die Karte stammt natürlich aus der Zeit vor dem Beben, viele Gänge werden verschüttet sein - sicherlich auch ein Grund warum es hier so stinkt … andere wurden neu angelegt, bevor das hier mit der Rattenplage begann. Wenn ihr uns helft, die Rattenplage zu beseitigen und die Kinder zu finden, erhält jeder von euch 35 Silberlinge!"
Mit dieser Motivation und der Karte stiegen wir wieder in die Kanalisation hinab. Urota passte kaum durch die Öffnung zur Unterwelt. Vivana war diesmal nicht mit von der Partie, dafür begleiteten uns jetzt Edwen und - sehr widerwillig - ein Soldat der Stadtwache.
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