Donnerstag, 22. August 2019

Kalte Brise - Kapitel 1: Die Sturmkönigin

Anneliese rieb sich den Schlaf aus den Augen. Sie fragte sich, ob sie das alles nur geträumt hatte. Nein, tatsächlich, da lag die kleine Fee, immer noch auf ihre Mütze gebettet.

Sie streichelte ihr mit einem Finger über die Wange. Bei der Berührung spürte sie erst nur ein leichtes Prickeln in ihren Fingern, dann bemerkte sie, wie arkane Macht von der Fee auf sie überging. Die Fee öffnete die Augen und flog eine Schleife. Anneliese fragte die Fee nach ihrem Namen. Als Antwort flog sie eine erneute Schleife, dann setzte sie sich auf die Schulter der Magierin.

Nachdem wir ein kurzes Frühstück eingenommen und unsere Sachen auf dem Schiff verstaut hatten, begann der Kapitän, der Mannschaft Befehle zu erteilen.
»Anker lichten!«, rief er Urota zu. Dieser streckte sich kurz, kratzte sich noch einmal am Rücken und zog dann mit einer Hand den Anker hoch.
»Segel setzen!«
Dieser Befehl ging an Saradar und Edwen, die sich direkt zusammen mit Haab daran machten, die Segel zu hissen. Quenlins Atem füllte die Segel und ließ die Sturmkönigin in See stechen. Für mich war es das erste Mal, dass ich das Festland verließ. Die Herrscher über Himmel und Meer meinten es gut mit uns, das Meer war ruhig und es blies eine kräftige Brise aus Südost. Der Bug durchschnitt die Wellen und ließ das Wasser in die Höhe spritzen.

»Wohin geht die Fahrt?«, fragte ich den Steuermann. Dieser hatte seinen Blick starr auf den Horizont gerichtet und schien mich gar nicht gehört zu haben.
»Nach Farwayle!«, antwortete mir stattdessen der rothaarige Maat.
»Das ist der erste Hafen, den wir anlaufen. Wart Ihr schon mal da?«, schmatzte Dugan, den ich kaum verstehen konnte, da er seinen Mund mit braunem Kautabak geladen hatte.
Ich schüttelte den Kopf. Der Rest der Gruppe gesellte sich zu uns, auch er wollte etwas über unsere Reiseroute erfahren.
»Da gibt’s Weiber, sag ich Euch! Die Stadt liegt halb im Meer, gehört eigentlich zu Askalon, aber seit Chiram von den Grauhäuten erobert wurde, gibt’s keinen Hochfürsten mehr. Die machen jetzt ihr eigenes Ding, dümpeln so vor sich hin. Haben sogar 'ne alte Frau als Stadtherrin gewählt. Die Gassen haben dort ihren ganz eigenen Gestank, liegt vielleicht an den ganzen Südländern und den Schraten, die sich da rumtreiben und von denen jeder sein eigenes Süppchen kocht.«
Der Kapitän trat gerade aus seiner Kajüte und warf dem Maat einen strafenden Blick zu.
»He, Dugan, halt die Leichtmatrosen nicht von der Arbeit ab!«
Hinter ihm trat jetzt auch sein Kater an Deck und strich ihm mit seinem Schnurrbart um die Beine. Haldart bückte sich und nahm ihn hoch. Seine finstere Miene heiterte sich sofort wieder auf.

Vom Heck drang Flötenspiel an meine Ohren. Saradar wollte wohl zeigen, dass er ein richtiger Barde war und hatte eine Flöte zwischen den Zähnen. Die Flöte sah aus, als ob sie aus mehreren Knochen zusammengesetzt war.
»Aus den Gehörknöchelchen eines Rieseneichhörnchens«, erklärte er – sicher nicht ganz ernst gemeint.
Widun hielt sich die Ohren zu.
»Gefällt dir etwa mein Lied nicht?«, fragte er Widun vorwurfsvoll.
»Das Rauschen des Meeres ist auch ganz schön!«, bekam er als Antwort.
»Ich kann auch auf euren Knochen spielen!«, warf Saradar in die Runde und zog scheinbar beleidigt ab.

»Huch, das kitzelt!«, rief Anneliese plötzlich. Ihre Fee, die sie uns noch gar nicht richtig vorgestellt hatte, kam aus ihrem Kragen heraus und zerrte einen Pergamentfetzen hervor.
»Das hatte ich ganz vergessen, das ist ein Fetzen aus dem verschlossenen Buch, das ich in der Regenburg zurücklassen musste.«
Sie schaute ihn sich eine Weile an und zuckte schließlich mit den Schultern.
»Da sind nur seltsame Zeichen drauf, kann das nicht entziffern.«
Die Fee brachte mir den Fetzen.
»Seltsam, diese Spinne in der Ecke, das ist ein Zuraksymbol. Es gibt einen Hinweis auf eine Geheimschrift, die nur ›unter einem anderen Licht‹ entziffert werden kann.«

Ich hatte den Pergamentfetzen auf dem Deck fixiert, damit er nicht weggeweht werden konnte.
Die Fee flog über dem Fetzen hin und her. Ihr blaues Leuchten sorgte dafür, dass auf dem unteren Teil des Pergaments eine Geheimschrift sichtbar wurde. Jetzt war das Interesse aller Mitglieder des Bundes aus Blut und Feuer geweckt. Der Kapitän bemerkte schnell den Auflauf und trat laut aufstampfend in die Runde.
Er brummte: »Beim Klabautermann, was treibt ihr da? Warum seid ihr nicht auf euren Posten?«
Tarkin zeigte nach oben: »War gerade auf dem Weg ins Krähennest!«
Saradar schaute herum: »Ähm, ich wollte Rudern gehen!«
Haldart wurde zornig: »Das ist ein Segelschiff! Hier gibt’s keine Ruder, du Landratte!«
Anneliese ließ den Fetzen schnell wieder zwischen ihren haarigen Brüsten verschwinden: »Nur ein Kochrezept für den Smutje!«
Widun tat so, als ob er unter Deck wollte: »Ich passe auf, dass die Bierfässer gut gesichert sind, zu viel Bewegung ist schlecht fürs Bier.«
Tarkin war unterdessen den Mast hoch geklettert und hielt Ausschau.
»Seht Ihr was?«, rief ihm der Kapitän zu.
Vom Kobold kam ein »Ja!« als Antwort.
»Was denn?«, wollte Haldart wissen.
»Wasser!«, kam von oben.
Der Kapitän schüttelte seinen Kopf, sodass sein Walrossbart wild hin und her flog: »Alles Landratten! Was hab' ich mir da an Bord geholt!«
Der einzige, der wirklich tat, was ihm aufgetragen worden war, war Edwen. Er war dabei, die rostigen Waffen zu schärfen und blank zu polieren.
Freya und Tarquan waren die meiste Zeit unter Deck und kümmerten sich um Vivana.
Die Wichtelpriesterin war zuversichtlich: »Sie hat die Augen wieder auf und sich beschwert, dass sie einen Mordsbrummschädel hätte.«

Nach dem Mittagsmahl forderte Saradar den bärtigen Ritter Edwen zum Armdrücken heraus.
»Ich wollte schon lange mal mit Euch meine Kräfte messen.«
Syr Edwen ließ sich darauf ein und sie nahmen gegenüber an einem Holztisch Platz.
Der Ritter hatte gegen den muskulösen Gjölnar aus dem hohen Norden keine Chance und verlor nach kurzem Drücken. Edwen rieb sich das Handgelenk: »Ist wohl eher was für Barbaren!«
»Möchte noch jemand?«, fragte Saradar in die Runde.
Er hatte kaum das letzte Wort ausgesprochen, als ihm Tarkin, der Kobold-Ritter, schon gegenübersaß. Er hatte natürlich viel kürzere und auch schmächtigere Arme, sodass Saradar spöttelte: »Du Kobold willst es mit mir aufnehmen?«
Er spannte seine Oberarmmuskeln an, wohl um seinen Kontrahenten einzuschüchtern.
»Es kommt nicht nur auf die Muskeln an«, konterte Tarkin unbeirrt, »sondern auch auf die richtige Technik!«
»Außerdem haben wir Kobolde Sehnen wie Schneckenstahl!«
Saradar schüttelte sich vor Lachen. Nachdem er sich endlich wieder beruhigt hatte, musste er sich weit über den Tisch lehnen, um Tarkins Hand ergreifen zu können.
»Na gut, gehen wir es an!«
Maluna gab das Startsignal. Der Sohn des Windes wollte kurzen Prozess machen und drückte mit aller Kraft, doch Tarkin hielt seinem Ruck tatsächlich Stand. Schweißtropfen perlten von Saradars Stirn, die vor Ungläubigkeit gerunzelt war. Mit einer raschen Bewegung schaffte es Tarkin, Saradars Hand fast auf die Platte zu drücken, doch konnte dieser sie gerade noch abfangen. Er grunzte vor Anstrengung, als er Tarkins Unterarm langsam wieder in dessen Richtung bog. Ruckartig sackte Saradars Hand wieder ab und wieder stand der Kobold kurz vor einem großen Triumph. Die Matrosen hatten wohl von seinem Spitznamen gehört und riefen »Krähenfresser! Krähenfresser!« zur Anfeuerung. Wenn das mal nicht den Kapitän auf den Plan rief! Jetzt gewann Saradar wieder die Oberhand und erstmals konnte ich Spuren der Anstrengung in Tarkins Gesicht lesen. Er pumpte und fluchte – und schaffte es tatsächlich noch einmal das Ruder herumzureißen. Ein Raunen ging durch die Zuschauerreihen. Mit einem Brüllen kämpfte der Khor'Namar gegen die Niederlage an und wuchtete schließlich Tarkins Arm mit daran hängendem Kobold auf die Tischplatte. Saradar wollte wohl seine Arme nach oben reißen, musste aber seinen rechten Arm erst einmal ausschütteln. Die Seeleute johlten, so ein Schauspiel bot sich ihnen wohl nur selten.
»Habt ihr nichts zu tun?«, stürzte jetzt Haldart aus seiner Kajüte, sein Kater kam hintendrein und schien uns ebenso anklagend wie sein Herrchen anzublicken. Die Matrosen stoben auseinander und jeder ging einer mehr oder weniger sinnvollen Beschäftigung nach.
Anneliese kam nach dem Abwasch aus der Kombüse und nahm sich im Feenlicht wieder ihr Pergament vor.

Nach einer Weile kam Inisch, der von den anderen Matrosen nur »Fischknochen« genannt wurde, aus der Kombüse gestürmt und warf scheppernd einen Topf über Deck.
Er schimpfte: »Wir haben eine verdammte Ratte an Bord! Die muss sich irgendwo zwischen den Kisten versteckt haben! Die frisst uns die ganzen Vorräte an, wenn wir sie nicht erwischen!«
Ich ging zusammen mit Freya und Urota unter Deck in den Laderaum. Ich erinnerte mich an die Querflöte, die wir dem Rattenmann in Altem abgenommen hatten. Ich nahm sie an die Lippen und spielte die Rattenfängermelodie. Und tatsächlich kroch die Ratte unter einer Planke hervor und - fing an zu tanzen! Freya fiel unfreiwillig mit ein, die Querflöte schien auch bei Wichteln zu wirken. Urota schnappte sich schließlich die tanzende Ratte und brachte sie an Deck.
»Was machen wir jetzt mit ihr?«, fragte Inisch.
Tarkin meldete sich: »Ich hätte da schon einen Vorschlag!«
Er leckte sich über die Lippen.
Saradar holte sein kleines Wiesel hervor: »Radaras braucht Kampferfahrung! Lassen wir ihn gegen die Ratte antreten!«
Das musste er nicht zweimal sagen. Sofort hatten die Seeleute einen Kreis an Deck gebildet, Wetten abgeschlossen und warteten gespannt darauf, wie die beiden aufeinander los gehen würden. Das Wiesel schlug sich tapfer, hatte gegen die ausgewachsene Schiffsratte aber keine Chance. Bevor es schlimmer verletzt werden konnte, erschlug der Smutje die Ratte von hinten mit einem Knüppel.
»Die kommt in den Eintopf!«
Ein lautes »Bäh!« folgte von der Mannschaft, das von einem noch lauterem »Lecker!« von Tarkin übertönt wurde.

Am Nachmittag ließ eine Windbö das Rahsegel herumschlagen. Es sauste über Anneliese und Tarkin hinweg, erwischte aber den armen Haab. Blutstropfen aus seiner Nase hinterließen ihre Spuren auf den Bandagen seines geschundenen Körpers.

An diesem Tag kamen uns noch mehrere kleine Handelsschiffe entgegen. Einige grüßten freundlich, als sie Kapitän Haldart und seinen Kater erkannten, andere wirkten verängstigt, als sie den über Deck schwankenden Troll bemerkten und drehten schnell wieder ab. Die Nacht verlief ohne besondere Vorkommnisse. Anneliese konnte vor Aufregung nicht schlafen und widmete sich im blauen Licht ihrer Fee weiter der Entschlüsselung der Geheimschrift.

Der nächste Tag verlief recht ereignislos. Einmal überholte uns ein Schiff mit einem Haufen halbnackter Männer, die sich über unseren »durchmischten Haufen« lustig machten. Sie hatten Glück, dass sie sich schnell wieder außerhalb der Reichweite unserer Bögen befanden. Vivana hatte sich soweit erholt, dass sie die meiste Zeit an Deck verbringen konnte. Die frische Seeluft tat ihr sichtlich gut. Anneliese zeigte mir, was sie inzwischen herausgefunden hatte.

Die Geheimzeichen standen für den Platz eines Buchstabens in einem von drei Gittern aus je neun Buchstaben. Es schien sich um eine durchnummerierte Liste zu handeln - und zu meinem Schrecken stellte ich fest, dass ein »Fyn« darauf stand . Auch Anneliese fand sich unter »Annelys« als Eintrag, zusammen mit ihrer Volkszugehörigkeit und dass sich ein Pergament in ihrem Besitz befinden solle. Wir konnten uns noch keinen rechten Reim darauf machen und ließen das Pergament mit einem unguten Gefühl erst einmal auf sich beruhen.

Am Morgen des dritten Tages der Seereise erreichten wir den äußeren Wellenbrecher der Stadt Farwayle. Nachdem wir die schmale Barriere zwischen der Mauer und einem kleinen Leuchtturm durchschifft hatten, steuerte Kairn das Schiff gekonnt in den Hafen der Menschenstadt. Am langgestreckten Kai lagen zahlreiche kleine und große Handelsschiffe. Am nördlichen Ende ankerten drei Kriegsschiffe. Zwei trugen die imbrischen Farben und die Standarte des Imperiums, während am dritten, dem kleinsten Schiff, eine Flagge mit dem askalonischen Rosenschwert wehte. Wir erreichten eine freie Anlegestelle und Dugan bat Saradar, ihm dabei zu helfen, den Hafenknechten die schweren Taue zuzuwerfen. Nachdem das Schiff vertäut war, wurde eine dicke Landungsplanke über die Reling zum Kai hinübergeschoben und dort festgemacht.
Am Kai herrschte Hochbetrieb. Dutzende Fischer entluden ihre Netze und brachten ihren Fang – Karren voller glotzender Fische – zum Markt. Der Geruch, der davon ausging, war mir fremd und - höflich ausgedrückt – gewöhnungsbedürftig.

Nebenan hatte kurz vor uns ein anderes Schiff festgemacht. Ein dunkelhäutiger Mensch, der mit allerlei Goldschmuck an Nase, Ohren und Hals behängt war, verhandelte gerade mit einem dürren, blassen Kerlchen, das er um mindestens zwei Köpfe überragte. Sie schienen sich einig zu sein, ein breites Grinsen auf den wuchtigen Lippen des Südländers sprach dafür. Er machte eine Handbewegung und ließ vier seiner Männer säckeweise Ladung an Land bringen. Der große Mann blickte mit einer hochgezogenen Augenbraue auch zu unserem Schiff herüber und schien sich vor allem für die weiblichen Besatzungsmitglieder zu interessieren. Er musterte sie unverhohlen von oben bis unten. Ein Schwarm kreischender Möwen kreiste über unserem Schiff, nur um sich im nächsten Moment auf das Fischerboot nebenan zu stürzen.
Das blasse Kerlchen kam jetzt auch über die Landungsplanke auf die Sturmkönigin. Hintendrein stapfte ein fetter Mann, der in feinstes Händlertuch gekleidet war. Die Planke vibrierte unter seinem Gewicht. Ein dritter Mann, breitschultrig und mit einem Knüppel an der Seite – bei dem es sich wohl um einen Leibwächter handelte – betrat ebenfalls das Schiff.
»Haldart, mein Freund«, begrüßte der Fette den mürrisch dreinschauenden Kapitän.
Der alte Seebär wich einer Umarmung aus.
»Ihr seid nicht mein Freund, Hafenmeister! Ihr wisst es, alle anderen auch, also lasst uns gleich zum Geschäft kommen!«
»Warum diese Zurückweisung?«, quiekte der Hafenmeister mit gespielter Empörung.
»Wir haben Felle, Schwerter und den Rum, alles in bester Qualität«, erwiderte Haldart unbeeindruckt und ohne auf die Frage des Fetten einzugehen.
»Na schön, Haldart«, gab der Fette auf und klatschte in die Hände.
»Ebelian, geh unter Deck und nimm die Waren in Augenschein! Überprüfe alles ganz genau, es geht um einen großen Betrag!«
Mit einem angedeuteten Nicken verschwand das blasse Kerlchen zusammen mit Dugan unter Deck, während der Hafenmeister die Besatzung der Sturmkönigin genauer unter die Lupe nahm.
»Seid Ihr ein barbarischer Barbar?«, fragte er Saradar. »Es gibt hier wunderbare Tempel der Amra, wenn Ihr wisst, was ich meine? Die Bordelle hier haben einen guten Ruf, die Frauen sind gewaschen und duften nach Wüstenrosen.«
Er blickte Haldart an und schüttelte mit dem Kopf: »So viele Nichtmenschen an Bord. Geht es Euch so schlecht, dass Ihr haarige Kobolde, ziegenbeinige Faune und grünhäutige Trolle anheuern müsst?«
Die Wichtelin hatte er gar nicht bemerkt. Beim Anblick von Maluna wendete er sich angewidert ab, als er jedoch Vivana sah, leckte er sich mit seiner Zunge über die dicken Lippen.
»Nebenan hat Maguun angelegt, ein hoher Handelsherr aus Nal'Schir. Er ist immer auf der Suche nach einem besonderen Abenteuer, wenn Ihr wisst, was ich meine?«
Zum Glück war das blasse Kerlchen inzwischen wieder an Deck gekommen.
»Die Waren sind vollzählig und sehen brauchbar aus«, berichtete er seinem Meister.
»Sehr schön, Haldart, auf Euch kann man sich immer verlassen. Bringt mir die Sachen ins fünfte Lagerhaus. Ebelian und Ranock werden sie dort in Empfang nehmen.«
Der Hafenmeister wandte sich zum Gehen.
»Wo ist das Gold?«, fragte Haldart streng.
Der Fette wies – ohne sich umzudrehen oder zu antworten – Ebelian an, die Bezahlung zu regeln und wackelte dann davon. Der blasse Bursche reichte dem Maat ein Säckchen mit klimperndem Inhalt. Dugan sah hinein und seine Miene verfinsterte sich.
»Da fehlen noch mindestens 10 Goldtaler!«
»Mein Meister hat gesagt, ihr kriegt den Rest, wenn alles im Lagerhaus ist!«
Während Edwen, Widun, Tarkin und Urota beim Transport der Waren halfen, war meine Aufgabe das Löschen der Ladung. Ich registrierte die Waren einzeln, erstellte eine Liste und überreichte sie schließlich dem Maat.
»Der Kapitän hat mich angewiesen, euch eure Heuer auszuzahlen, es gibt 20 Silberlinge für jeden, aber opfert nicht alles Amra und Mnamn!«, lachte der Maat, der wohl genau dies zu tun gedachte.
Der Kapitän wollte zusammen mit Trelan, dem Schatzmeister, versuchen, noch ein Geschäft abzuschließen, sodass die Sturmkönigin vollbeladen weiterfahren könnte. Er hatte Urota angewiesen, zusammen mit drei der Matrosen als Wache an Bord zu bleiben, was diesen natürlich gar nicht gefiel.
»Der Rest hat Landgang bis zur Mittagsstunde!«
Urota legte sich trotzig quer aufs Deck – mittlerweile war er so groß, dass seine Länge fast die gesamte Breite des Schiffs einnahm.

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