Montag, 13. Januar 2014

Das Königreich der Würmer - Kapitel 3: Krähen im Nacken

Wir setzten die Reise fort. Miron hustete immer stärker und torkelte beim Laufen. Wir mussten ihn stützen, um weiterzukommen. Die ängstliche Frau erzählte, dass er von den Tekk vergiftetes Wasser bekommen habe. Ich legte ihm im Namen Iannas die Hand auf, doch schien ich nicht in ihrer Gunst zu stehen, da keine Lebenskraft in ihn floss.

Wir kamen nur langsam voran. Als die Abenddämmerung hereinbrach, sahen wir in der Ferne eine rot erleuchtete Ruine, auf die wir zuhielten. Aus der Nähe mussten wir erkennen, dass wir uns geirrt hatten: es handelte sich bei der vermeintlichen Ruine um das Skelett eines Riesen, der bei einer der zahllosen Schlachten hier gefallen sein musste. Die verblichenen Rippenknochen ragten wie die Giebel eines Gebäudes gegen den Himmel. Auf den Knochen wuchsen Pilze. Wir konnten sie als essbar identifizieren und verstauten sie erst einmal. Urota nahm sich einen der Riesenknochen als Waffe mit.
Wir vermieden es wieder, ein Feuer zu entfachen. Vivana hielt Wache, der Rest unserer Gruppe sank erschöpft zu Boden. Der Junge stöhnte in der Nacht vor Schmerzen, doch auch mit vereintem Beten konnten wir leider nichts für ihn tun.

Unsere Jujin-Gefährtin berichtete am nächsten Morgen, dass sie in der Ferne Kadavermaden gesehen habe, die uns aber glücklicherweise unbehelligt ließen.

Der Junge hustete Blut. Cetrill verlangte, dass wir ihn zurücklassen, da er uns nur aufhalte. Toran überließ der Gruppe die Entscheidung. Wir entschlossen, ihn zu tragen. Der Stärkste von uns - der Hügeltroll Urota - schulterte ihn.

Unser Weg führte weiter nach Norden durch eine ausladende Graslandschaft - die dann leider in eine Sumpflandschaft überging. Durch den Schlamm und zahlreiche Teiche, die wir umgehen mussten, sank unser Reisetempo deutlich. Über uns hörten wir plötzlich ein Krächzen. Zwei Krähen zogen kurz ihre Kreise und verschwanden dann wieder im Süden. Wir scheuchten immer wieder Mückenschwärme auf, die uns furchtbar zusetzten und sehr schmerzhafte Stiche hinterließen. Da halfen weder Fell noch Rüstung.
Wir waren erleichtert, als wir das Sumpfgebiet endlich hinter uns hatten. Toran versuchte uns Hoffnung zu machen: "Nun ist es nicht mehr so weit. Morgen sollten wir in Sichtweite des Walls von Askalon sein."

Wir erstiegen eine Anhöhe, auf der sich zerfallene Gebäude befanden. Das schien einmal ein Dorf gewesen zu sein, jetzt waren hier nur noch ein paar Steinmauern und modrige Holzbalken. Auf einer Turmruine saß eine grau gefiederte Krähe. Sie krächzte, als wir an ihr vorübergehen wollten. Ich wusste, dass Krähen sehr intelligente Vögel sind und häufig als Späher eingesetzt werden. Ich teilte den anderen mit, dass ich sie schnappen würde, damit sie uns nicht verraten konnte. Ich verwandelte mich in meine Eichhörnchen-Gestalt, erkletterte einen Baum in der Nähe und stürzte mich auf sie. Tarkin eilte herbei und machte ihr den Gar aus. Kobolde scheinen Krähen zu mögen: er verspeiste sie roh.

Tarkin, der "Krähenfresser".

Wir schlugen in einer der Ruinen unser Lager auf. Vivana und ich erklommen einen dürren Baum und hielten Nachtwache.

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