Montag, 13. Januar 2014

Das Königreich der Würmer - Kapitel 5: Der Wall in Sicht

Wir waren den ganzen Tag ohne Unterlass gelaufen. Endlich tauchte am Horizont das fahle Bild einer Mauer auf. Erleichtert wollten wir kurz verschnaufen, als über uns ein schrilles Gekreische zu hören war. Da waren wieder Krähen - diesmal Massen davon. Wir drehten uns um - hinter uns rückte eine ganze Horde an Tekk heran: muskulöse Speerkrieger und in Ketten gerüstete Tekk-Schwertkämpfer. Einer der Tekk saß auf einem furchterregenden Reittier. Edwen meinte, dass das eine Säbelzahnechse sein müsste. Die ganze Horde wurde von Krähen umschwärmt. Diese ließen sich hin und wieder auf den Schultern und dem Stab einer hageren, in schwarz gehüllten Gestalt nieder. Das schien ein Krähenschamane zu sein. Er hatte bestimmt seine Krähen eingesetzt, um uns aufzuspüren.

Toran schrie plötzlich: "Der Schnellste muss zum Wall laufen und die askalonischen Soldaten informieren!"

Wir entschlossen uns dazu, die Gruppe aufzuteilen. Ich verwandelte mich rasch in meine Eichhörnchen-Gestalt und überließ meinen Gefährten meine wenigen Habseligkeiten. Vivana schloss sich mir an und wir rannten auf den Verteidigungswall zu.
Als ich mich im Rennen kurz umblickte, sah ich, dass die Tekk aufgeschlossen hatten. Die Säbelzahnechse griff gerade Saradar an. Ich hatte das Gefühl, also ob die Mauer gar nicht näher kommen wollte.
Völlig außer Atem erreichte ich schließlich den Wall. Da waren Wachposten. Ich rannte die Mauer hoch und verwandelte mich zurück. Die Wachen waren verdutzt, auf mein Flehen hin reagierte zunächst einmal keiner - wer hört schon auf ein kleines Männlein ohne Beinkleider...
Als Vivana schließlich am Wall ankam und schrie, passierte endlich etwas.
Knatternd öffnete sich ein schmales Tor im Wall - heraus kamen Reiter in glänzenden Rüstungen. In der Ferne hörten wir Krächzen und Todesschreie...

Nach einer ganzen Weile kam eine Gruppe geschundener Gestalten am Wall an: meine Gefährten hatten alle das Gemetzel überlebt, nur Torans Knappe, der sich wegen seiner Hand nicht verteidigen konnte, wurde schwer verwundet.
Toran erzählte, dass die askalonischen Reiter in ihren Messingrüstungen die Tekkhorde eingekreist und mit Pfeilen gespickt hätten. Dann seien sie mit Speeren vorgerückt. Ein Tekk nach dem anderen sei zu Boden gegangen, auch die Säbelzahnechse hatte nach mehreren Speerstichen ihr Leben ausgehaucht. Was mit dem Schamanen passierte, hatte wohl niemand mitbekommen. Vielleicht hatte er sich in eine Krähe verwandelt und war davongeflattert...

Die askalonischen Soldaten wollten Urota zunächst nicht durch den Wall lassen. Wir mussten ihnen versichern, dass er keinen Ärger machen würde. Sie geleiteten uns zu einem Lager etwas weiter nördlich. Dort wurden wir überwiegend freundlich aufgenommen - bis auf den Hügeltroll, auf den argwöhnische Blicke fielen.
Wir betraten eine große Zeltkaserne, wo wir uns ausruhen durften.

Wir leckten unsere Wunden - zumindest mache ich das immer so - und erholten uns für das nächste Abenteuer.

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