Samstag, 12. November 2016

Die Trolljagd - Kapitel 7: Spurensuche

Die imbrischen Soldaten schwärmten aus und durchsuchten die Ruine nach weiteren Trollschätzen. Erschöpft vom Kampf mit dem Monster, verließen wir das Gemäuer und gelangten auf den Innenhof der Burgruine, der gepflastert war von toten Hügeltrollen. Wir hörten Pferdegetrappel. Ein weiterer Trupp imbrischer Soldaten war eingetroffen, darunter waren auch Widun und Anneliese, beide hoch zu Ross.

„Wir haben euch sehr vermisst!“, wurden sie von Edwen begrüßt und nacheinander vom Pferd gehoben.
„Was ist euch denn zugestoßen?“, mochte Widun wissen, nachdem er unsere geschundenen Körper gemustert hatte. Ich berichtete ihm von unseren Erlebnissen.

Ein breitschultriger Imbrier namens Syr Yrin hatte von Syr Aluris erfahren, dass einer der Hügeltrolle mit Urotas Urkunde entkommen konnte.
„Fähige Männer sind bereits auf der Jagd nach den übriggebliebenen Trollen. Diesen Ratura werden sie auch erwischen. Ein Troll allein stellt keine Bedrohung für Schaeynwayle oder die Region dar!“

„Wo ist eigentlich Saradar?“, fragte ich Widun, als mir irgendwann auffiel, dass der unmusikalische Barbaren-Barde fehlte.

„Das wissen wir auch nicht. Er ist spurlos verschwunden. Wir sind ja zusammen mit ihm zurückgeblieben, als ihr zur Ruine aufbracht. Wie besprochen, kletterten wir die Bäume rauf, um den Trollen aufzulauern. Ich saß auf einem der Bäume neben Zottelbart, während sich auf einem anderen Baum Zopf und Schatten um diesen verängstigten Händler namens Halef kümmerten. Zum Zeitvertreib unterhielt ich mich mit Zottelbart, der eigentlich Alkyhm heißt und aus einem askalonischen Dorf stammt, das von den Ul’Hukk verwüstet wurde. Er habe bei den Söldnern eine neue Familie gefunden, nachdem seine eigene durch die Tekk ausgelöscht worden ist. Er brach plötzlich seine Erzählung ab und legte den Bogen an: Vom Waldboden drangen ein Rascheln und das Knacken von Zweigen zu uns herauf, im Zwielicht konnte ich huschende Schatten erkennen. Dann - der Schrei einer Frau: Unter uns bewegte sich eine Trollhorde durchs Gestrüpp. Mir fiel ein großer, besonders dicker Troll mit einem hervorstehenden Auge auf, der Befehle - oder vielleicht waren es auch Flüche - in dieser grässlichen Trollsprache brüllte. Dann ein dürrer Troll mit Überbiss, der eine seltsam geschmückte Menschenfrau an den Haaren hinter sich her zerrte. Zottelbart hielt mich zurück, er hatte wohl bemerkt, dass ich der Maid wegen ihrer verzweifelten Hilferufe beispringen wollte. Sie zogen unter uns durch, ohne uns zu bemerken. Im Bereich der Waldlichtung, wo der erste Kampf gegen die Trolle stattgefunden hatte, beugten sich einige Trolle vornüber und schnüffelten den Boden ab. Ja, und dann sprang Saradar, dieser Wahnsinnige ohne Absprache den Baum runter und jagte den Trollen mit seiner Lilie in der Hand hinterher. So haben wir ihn aus den Augen verloren.“

Tarkin: „Ich habe aber nur noch Schatten angetroffen, als ich mit euch das weitere Vorgehen wegen des Hinterhalts besprechen wollte. Wo habt ihr euch versteckt?“

Anneliese: „Wir haben uns nicht versteckt, du lustiger Kobold! Als Saradar heruntersprungen ist, haben wir alle den Atem angehalten, dass uns sein brachiales Vorgehen nicht ins Verderben schickt. Doch er war umsichtiger als vermutet. Dafür krachte plötzlich der Ast, auf dem Halef saß - und danach sein Körper, als er auf dem Waldboden aufschlug.“

Widun: „Mein erster Impuls war, ihm sofort zu Hilfe zu kommen, als er so wimmernd da unten lag, aber wiederum hielt mich Zottelbart zurück. Der Sturz war nicht unbemerkt geblieben: Grunzende Laute, begleitet von einem Knacken im Unterholz näherten sich. Ich konnte nicht anders und sprang herab. Kaum beim Händler angekommen, zeigte auch schon der erste Hügeltroll seine hässliche Fratze.“

Finn: „Wie habt ihr diese brenzlige Situation überlebt?“

Zottelbart hat mitbekommen, dass Widun und Anneliese über ihre Erlebnisse berichten, und klinkt sich mit ein: „Wir haben die Trolle von oben mit Pfeilen beschossen. Das kam wohl so überraschend, dass sie sich zurückgezogen haben. Zopf und ich sind dann gleich hinterher.“

Widun: „Ich habe mir erstmal Halef angesehen. Er hatte sich den Unterarm gebrochen. Mit Mnamns Heilkünsten - oder war es Schnaps? - hatte ich Halefs Schmerzen schnell im Griff. Schatten versprach, sich weiter um Halef zu kümmern. Wir legten ihn auf eine Astgabel, wo er diesmal hoffentlich nicht herunterfallen würde.“

Anneliese: „Schatten hatte uns grob die Richtung gezeigt, wohin die anderen Söldner und Saradar verschwunden waren. Wir sollten mehr über die Trollhorde und ihr Vorhaben herausfinden, während er euch den Rücken freihalten wollte. Wir hätten uns beinahe in diesem Dickicht verlaufen, an der Sonne konnten wir uns wegen des dichten Blätterdaches kaum orientieren. Ein fernes Trollgrunzen brachte uns wieder auf die Fährte und der Wald wurde lichter. Wir gelangten schließlich an einen Flusslauf - am Ufer stand ein Troll, der sein rostiges Beil in die Luft hob und fauchende Geräusche von sich gab - er hatte uns bemerkt.“

Zottelbart lacht: „Zum Glück war mein Kumpel Zopf zur Stelle: Mit seinen Krummsäbeln hat er kurzen Prozess gemacht - kopflos konnte der Troll nicht weiter brüllen! Dann musste ich bloß noch dieser geschwätzigen Kobolddame den Mund zuhalten, sonst hätten uns die anderen Trolle am Ufer auch noch bemerkt!“

Widun: „Auf Zopfs Vorschlag hin folgten wir ihnen mit ein wenig Abstand. Wir stießen dann auf einen Wasserfall, vor dem ein dicker Baumstamm im Wasser schwamm. Den Spuren nach mussten sie damit auf die andere Uferseite gelangt sein. Die Felswand, an der der Wasserfall hinunter prasselte, war zu steil und glitschig zum Klettern, die Strömung zu reißend zum Schwimmen. Zopf meinte, dass die Trolle den Stamm scheinbar nur zur Täuschung ins Wasser geschoben hätten. In einigem Abstand zum matschigen Ufer fanden wir eine neue Spur, der wir dann folgten.“

Tarkin ruft dazwischen: „Doch nicht so dumm, wie man denkt, diese Trolle!“, und schmunzelt dabei Urota an.

Widun: „Wir folgten den Spuren und konnten schließlich von einer felsigen Anhöhe herab in einiger Entfernung die Trollhorde erspähen, die auf diese Burgruine zuhielt. Wir stiegen hinab - und wurden beinahe von mehren heraunsausenden Trollbeilen geköpft - sie hatten uns einen Hinterhalt gestellt! Ein Trollhüne mit einer stachelbewehrten Stange hatte es auf Zopf abgesehen, aber wohl nicht mit dessen schnellen Reflexen gerechnet! Auf jeden Fall machte er kurzen Prozess und schickte ihn in Mortarax‘ Reich!“

Anneliese: „Ein Troll wollte mich mit einer Keule angreifen, der konnte aber meiner feurigen Ausstrahlung nicht widerstehen und hat das Weite gesucht!“

Widun: „Ein Mnamn-Gebet reichte bei mir, um einen weiteren Troll in die Flucht zu schlagen!“

Zottelbart: „Mit diesen hinterhältigen Trollen hatte ich kein Mitleid, ich hab‘ die Flüchtigen mit meinem Bogen erlegt! Ihr habt von dieser Trollhexe berichtet, ich hatte schon die Vermutung, dass sie von jemandem im Hintergrund gelenkt werden, hab‘ noch nie erlebt, dass Trolle so gut organisiert sind!“

Widun: „Außer einem toten Kaninchen fanden wir nichts Wertvolles bei den Trollen. Wir folgten der Horde in Richtung Burg. Nach einiger Zeit sahen wir eine riesige Staubwolke von Norden auf die Trolle zuhalten. Aus der Entfernung konnten wir schließlich aufgrund ihrer weiß-goldenen Fahnen ausmachen, dass es sich um imbrische Soldaten handeln musste, gepanzerte Reiter mit Lanzen und Speeren bewaffnet. Sie traten den Trollen auf offenem Feld gegenüber. Dann kam es zur Konfrontation: Nur einem der Trolle gelang es, einen Reiter abzuwerfen, indem er dessen Pferd in die Vorderbeine hackte. Doch auch er wurde schließlich von mehreren Lanzen durchbohrt. Der Kampf war vorüber, als wir den Rand des Schlachtfelds erreichten. Ohne größere Verluste hatten die Soldaten die Trolle niedergemacht. Ich sah gerade noch, wie einer der Ritter einen fettleibigen, um Gnade winselnden Troll mit den Worten ‚Möge Aluns Licht dich im Jenseits reinigen!‘ gnadenlos aufspießte.“

„Das war dann wohl mein Werk“, mischte sich Syr Yrin ein, der sich der immer größer gewordenen Zuhörerschaft angeschlossen hatte.
„Unser König und Imperator Sibirius der Erste hat uns ausgesandt, ganz Imbrien von den Trollen zu befreien - und der da war ein besonders hässliches Exemplar“, erklärte er mit einem Lachen. Syr Aluris klopfte ihm auf die Schulter.

Syr Yrin: „Die Trollhorde hatte sich wohl vor unserem Zusammentreffen aufgeteilt: Wir entdeckten Spuren, die sich von den anderen getrennt hatten und wieder nach Süden führten. Ich schickte Syr Brynald und euren Freund Zopf mit einem Trupp Reiter hinterher.“

Wir verließen schließlich die Trollfeste, durchquerten den Wald und machten uns auf den Weg nach Schaynwayle, wo laut Tarquan noch eine Belohnung auf uns wartete. Unterwegs lasen wir Schatten und Halef auf. Ich bekam mit, wie Halef Anneliese aus Dank einen Zahn an einer Kette schenkte
„Niemals kann ich das geben, was ihr mir gabt, nehmt aber dies! Dieser Anhänger ist nicht viel wert, aber ich sah, dass ihr ungewöhnliche Dinge sammelt, und dieser Zahn ist gar außergewöhnlich: Es ist der Hauer eines Worphoks, eines gar grässlichen Ungetiers. Es heißt, dass ein solcher Zahn seinem Träger Glück bringen soll. Zum Dank soll er euch gehören!“

Während der weiteren Fahrt achtete ich kaum auf meine Umgebung und verlor auch meine Kameraden aus dem Blick. Grund dafür war diese Bohne, die etwas Faszinierendes an sich hatte.

Wir konnten die Stadt schon aus der Ferne erkennen, als Syr Aluris Edwen und mich zur Seite nahm.
„Wir können euren Trollfreund nicht in die Stadt lassen - die Gemüter der Menschen sind noch zu erhitzt vom letzten Trollangriff - er wäre sicherlich in großer Gefahr!“
Wir willigten ein, uns darum zu kümmern.

Die Soldaten hatten vor der Stadt ein Zeltlager errichtet. Wir bekamen ein Zelt zugewiesen, in dem für uns ein Kessel Fleischsuppe zubereitet wurde. Eine willkommene Stärkung. Uusammen mit Urota ließen wir sie uns munden. Urota wurde nach dem Essen von Müdigkeit übermannt und schlief ein - begleitet von einem lauten Schnarchen. Edwen und ich hatten keine Lust, uns das lange anzuhören und beschlossen, in die Stadt zu gehen.

Wir wollten gerade das Zelt verlassen, als eine große Gestalt den Eingang versperrte.

1 Kommentar:

  1. Sehr coole Szene! Cool, dass auch die Sidequestabenteuern ihren Einzug gefunden haben! Wie immer, gut geschrieben!

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