„Der Reliquiendieb will die Stadt verlassen!“ sagte Hasabi direkt heraus.
„Wie kommst du darauf?“ fragte der Alwe, der auf einer Art Diwan saß. Seinen Umhang hatte er über einen Holzstuhl gehängt, der an einem kleinen runden Tisch stand.
„Nun, er kauft Proviant. Außerdem habe ich seine Augen gesehen und ich habe gelernt, daraus zu lesen.“
Verstohlen sah Hasabi bei seinen Worten in die pupillenlosen Augen des Alwen, der den Blick bemerkt hatte, und ihn mit einem kurzen Lächeln quittierte.
„Wo ist der Barbar jetzt?“ fragte Calvaron und erhob sich. Erst jetzt bemerkte Hasabi, dass der Alwe mindestens so groß war wie der Wilde, den er verfolgt hatte. Seine Priesterrobe wirkte in dem fahlen Licht, das durch die aufgehängten Tücher drang, viel majestätischer als zuvor. Das Gewand war vorne mit seltsamen Silberrunen geschmückt, die Hasabi vorher gar nicht aufgefallen waren. Ein solches Gewand musste einer sehr wichtigen Persönlichkeit gehören.
„Nun?“ fragte Calvaron, als er bemerkte, dass Hasabi ihn musterte.
„Ein Freund von mir hat ein Auge auf ihn. Ich sagte ihm, dass ich ihn bei Marktschluss am oberen Stadttor treffen werde.“
„Sehr gut, mein Junge. Ich hoffe du hast ihm nichts von der Reliquie erzählt …“
„Nein, habe ich nicht … bin doch nicht doof! Ich habe ihm bloß fünf Silberlinge versprochen!“
„Fünf?“ knurrte Calvaron, was Hasabi zusammenzucken ließ.
„Die Sache ist viel zu wichtig, du hättest ihm mehr bieten müssen!“ lachte Calvaron und schlug dem Jungen mit seiner kalten Hand auf die Schulter. Hasabi entspannte sich wieder. „Nun denn, lass uns zu deinem Freund aufbrechen!“ sagte Calvaron, zog seinen braunen Kapuzenumhang über und nahm einen langen Wanderstab, der komplett aus bläulichem Eis zu bestehen schien und von einem fantastischen weißen Stein an der Spitze geziert wurde.
In einem Stall nahe der Gaststätte hatte Calvaron ein Pferd untergestellt: Einen mächtigen schwarzen Hengst. Er legte ihm einen einfachen Sattel an und versteckte seinen Stab unter einigen Fellen und Tüchern. Calvaron hatte die Kapuze tief ins Gesicht gezogen, als sie durch die Straßen der Stadt ritten. Als der Alwe in der Nähe des Stadttores das Tier zügelte, sprang Hasabi ab und lief zu seinem Freund Jock, der an die äußere Wehrmauer lehnte.
„Wer ist denn diese Gestalt?“ wagte Jock Hasabi leise zu fragen und blickte in die Richtung des dunklen Reiters.
In einem Stall nahe der Gaststätte hatte Calvaron ein Pferd untergestellt: Einen mächtigen schwarzen Hengst. Er legte ihm einen einfachen Sattel an und versteckte seinen Stab unter einigen Fellen und Tüchern. Calvaron hatte die Kapuze tief ins Gesicht gezogen, als sie durch die Straßen der Stadt ritten. Als der Alwe in der Nähe des Stadttores das Tier zügelte, sprang Hasabi ab und lief zu seinem Freund Jock, der an die äußere Wehrmauer lehnte.
„Wer ist denn diese Gestalt?“ wagte Jock Hasabi leise zu fragen und blickte in die Richtung des dunklen Reiters.
„Er ist ein Freund!“ versprach ihm Hasabi.
„Nun, hat der Barbar die Stadt schon verlassen, wie ich vermutet habe?“
„Ja, hat er. Du wirst es nicht glauben, was passiert ist. Der gewaltige Kerl kam auf mich zu, als ich mich unauffällig gegen eine Mauer lehnte. Zuerst dachte ich – jetzt ist es aus, er hat bemerkt, dass ich ihn verfolge – aber nichts dergleichen. Er fragte mich, wie er ungesehen die Stadt verlassen könne. Anscheinend hat er Angst, den Stadtwachen zu begegnen!“
„Was hast du dem Kerl erzählt?“
„Nun, er gab mir zwei Silberlinge, da hab’ ich ihm vom Loch in der Nordwand hinter der alten zerfallenen Baracke erzählt. Durch die ist er vor einer Stunde geschlüpft. So viel ich gesehen habe, läuft er in nördlicher Richtung!“
„Danke, Jock! Hast du gut gemacht!“ rief Hasabi und drehte sich um. Jock griff nach Hasabis Schulter und drehte ihn wieder zu sich.
„Ich glaube, du hast was vergessen!“ funkelte Jock seinen jungen Freund etwas erbost an und hielt seine Hand auf.
„Ups …“, rief Hasabi und griff in seine dünne Ledertunika und zog fünf Münzen heraus, die ihm der Alwe gegeben hatte.
„Hier!“ Als Hasabi Jock die Münzen in die Hand drückte, hielt Jock sie fest.
„Was ist denn das?“ fragte der Streuner und deutete auf die Zeichnung an Hasabis Hand. „Ich kenne dieses Zeichen irgendwoher!“
„Ich hab’ keine Zeit. Jock, mach’s gut!“ verabschiedete sich Hasabi hastig und lief zu Calvaron, der auf dem schwarzen Hengst auf ihn wartete. Kurze Zeit später ritten die beiden durch das prächtige Stadttor von Parapolis. Während sie langsam dem Pfad nach Norden folgten, sprachen sie darüber, wie sie die Reliquie aus den Händen des Nordmannes zurückgewinnen könnten. Hasabi fiel auf, dass Calvaron jede Möglichkeit ausschlug, bei der er auch nur in die Nähe des Barbaren kommen musste. Hasabi vermutete, dass der Alwen-Priester den Barbaren mehr fürchtete, als er zugeben wollte. Der Plan, den sich die beiden dann zurechtlegten sah vor, dass Hasabi sich des Nachts an den wilden Barbaren anschleichen sollte, während dieser schlief.
Die Sonne ging unter, und es wurde schnell dunkler. Trotz der einsetzenden Dunkelheit verlangsamte der Alwe sein Pferd nicht und führte es wie am helllichten Tage sicher an schwierigen Stellen vorbei. Nach einiger Zeit sahen sie in der Ferne ein Lagerfeuer.
Die Sonne ging unter, und es wurde schnell dunkler. Trotz der einsetzenden Dunkelheit verlangsamte der Alwe sein Pferd nicht und führte es wie am helllichten Tage sicher an schwierigen Stellen vorbei. Nach einiger Zeit sahen sie in der Ferne ein Lagerfeuer.
„Ist er das?“ fragte Hasabi seinen dunklen Begleiter, dessen Augen im schwachen Sternenlicht glitzerten. Calvaron nickte und stieg vom Pferd.
„Bist du sicher, dass du dies für mich tun willst? Es ist nicht ungefährlich“, warnte er den Jungen.
„Wenn ihr mich dann auch wirklich mitnehmt in euer fernes Land!“ sagte Hasabi.
Calvaron ließ seine schartigen weißen Zähne kurz in einem Lächeln aufblitzen und tätschelte erneut beruhigend Hasabis Schulter.
„Das werde ich, du wirst Dinge sehen, von denen du nicht einmal träumen kannst, mein Junge!“
Von diesen Worten ermutigt schlich sich Hasabi durch das dichte Unterholz des Waldes in Richtung des Lichtes. Nach kurzer Zeit befand er sich direkt an der Feuerstelle, neben der laut schnarchend der Barbar lag, der anscheinend auf dem ersten Stück seiner Reise den meisten Wein schon getrunken hatte, den er sich mittags auf dem Markt geholt hatte. Die Reliquie lag auf seiner Brust und das lodernde Licht des Lagerfeuers spiegelte sich in ihr. Hasabi wusste, dass er die Schnur durchschneiden musste, um den Drachenzahn zu bekommen. Es gab keine Möglichkeit die Lederschnur anders über den Kopf des Barbaren zu ziehen. Hasabi zog seinen kurzen Dolch, den er in seinem Stiefelschaft versteckt hatte. Mit der linken Hand hob er den glitzernden Zahn leicht von der Brust ab, mit der rechten setzte er den Dolch an die Schnur und begann zu schneiden. Hasabi war dem Gesicht des Barbaren so nahe, dass er seinen heißen Atem am Arm spüren konnte. Mit einem ungeheuren Brüllen stieß Lorik Hasabi von sich, der Dolch flog dabei durch die Luft. Am ausgestreckten Arm hielt Lorik den Jungen an einen Baum gepresst. Die andere Hand des Barbaren hielt das geschliffene Breitschwert direkt an Hasabis Hals.
Von diesen Worten ermutigt schlich sich Hasabi durch das dichte Unterholz des Waldes in Richtung des Lichtes. Nach kurzer Zeit befand er sich direkt an der Feuerstelle, neben der laut schnarchend der Barbar lag, der anscheinend auf dem ersten Stück seiner Reise den meisten Wein schon getrunken hatte, den er sich mittags auf dem Markt geholt hatte. Die Reliquie lag auf seiner Brust und das lodernde Licht des Lagerfeuers spiegelte sich in ihr. Hasabi wusste, dass er die Schnur durchschneiden musste, um den Drachenzahn zu bekommen. Es gab keine Möglichkeit die Lederschnur anders über den Kopf des Barbaren zu ziehen. Hasabi zog seinen kurzen Dolch, den er in seinem Stiefelschaft versteckt hatte. Mit der linken Hand hob er den glitzernden Zahn leicht von der Brust ab, mit der rechten setzte er den Dolch an die Schnur und begann zu schneiden. Hasabi war dem Gesicht des Barbaren so nahe, dass er seinen heißen Atem am Arm spüren konnte. Mit einem ungeheuren Brüllen stieß Lorik Hasabi von sich, der Dolch flog dabei durch die Luft. Am ausgestreckten Arm hielt Lorik den Jungen an einen Baum gepresst. Die andere Hand des Barbaren hielt das geschliffene Breitschwert direkt an Hasabis Hals.
„Bist du mir aus Stadt bis hierher gefolgt, um mir meinen Talisman zu stehlen?“ fragte der Barbar zornig. Hasabi wusste nicht, was er sagen sollte. Er war sich sicher, dass der Barbar ihn jetzt töten würde.
„Warum wagt sich eine Made wie du so weit in die Wildnis?“ fragte Lorik und blickte den Jungen mit einem durchdringenden Blick an.
„Hast du keine Zunge oder willst du nicht sprechen?“
„Ich heiße Hasabi!“ sagte der Junge plötzlich und schien von sich selbst überrascht zu sein. „Nun, Hasabi, ich habe schon Männern das Genick gebrochen, weil sie meinen Talisman bloß angeschaut haben – was meinst du, soll ich jetzt mit dir anstellen?“
Hasabi zuckte unsicher mit den Schultern.
„Ich sah euch über den Markt gehen. Da fiel mir euer Talisman auf. Er funkelte mir förmlich ins Auge. Für dieses Stück könnte ich mir so einiges leisten!“
„Du bist noch jung, Hasabi. Wenn du mal ein guter Dieb werden willst, solltest du dich erst mal an geringerer Beute versuchen!“
Bei diesen Worten ließ Lorik Hasabi los, nahm das Schwert aber nicht herunter.
„Ich gebe dir einen guten Rat. Lauf’ morgen so schnell du kannst zurück nach Parapolis und folge mir keinen Schritt weiter.“
„Ihr tötet mich nicht?“ fragte Hasabi erstaunt.
„Möchtest du sterben?“ fragte Lorik zurück. Hasabi schüttelte wie benommen mit dem Kopf.
„Trotzdem werde ich dich bestrafen Junge und zwar so, wie es in Parapolis üblich ist! Her mit deiner Hand!“
„Trotzdem werde ich dich bestrafen Junge und zwar so, wie es in Parapolis üblich ist! Her mit deiner Hand!“
„Nein!“ stöhnte Hasabi auf und wich vor der Hand des Riesen zurück.
„He, Junge, beruhige dich wieder … war nur ein Scherz! Setz dich zu mir ans Feuer und iss einen Bissen Pökelfleisch.“ Hasabi, der sich noch nicht vom Schock erholt hatte, stand nur wie gelähmt da, als sich Lorik an sein Lagerfeuer setzte und lachend ein großes Stück Pökelfleisch in zwei Hälften riss.
„Los, setz dich! Es ist sowieso zu spät, um dich jetzt fortzuschicken.“ Unsicher ob des plötzlichen Sinneswandels des großen Mannes setzte sich Hasabi auf die dem Mann gegenüberliegende Seite des warmen Feuers. Das Stück Pökelfleisch, das ihm Lorik zuwarf, war eklig glitschig – trotzdem schlang Hasabi fast das ganze Stück auf einmal herunter.
„Ganz schön hungrig, Kleiner, eh?“ fragte Lorik.
„Ganz schön hungrig, Kleiner, eh?“ fragte Lorik.
„Woher kommst du? Du bist ja kein Leukon …“
„Ich weiß nicht … hab’ meine Eltern nie kennengelernt.“
„Wie konntest du dann als kleines Kind in den Straßen von Parapolis überleben? Wer hat dich aufgezogen?“
„Irgendjemand fand sich immer, der mir etwas zusteckte … meistens waren es Diebe, so wie ich heute einer bin …“
„Armer Teufel …“, seufzte Lorik und starrte in das Feuer.
„Und jetzt hast du deine Seele verkauft …“ Hasabi blickte den Barbaren erstaunt und voller Unverständnis an.
„Und jetzt hast du deine Seele verkauft …“ Hasabi blickte den Barbaren erstaunt und voller Unverständnis an.
„Du bist nicht alleine hier heraus gekommen, dass weiß ich … Wer ist es, der dich geschickt hat?“ Überrascht darüber, dass Lorik soviel wusste, verschlug es Hasabi die Sprache.
„Ich weiß nicht …“, fuhr Lorik fort. „Vielleicht irre ich mich, dieses Gefühl habe ich, seit ich meine Heimat im Norden verlassen habe! Hast du jemals von Yarwaques Hand gehört, mein kleiner Freund?“
„Ja, da kommen die Gjölnar her! Außer dir sind noch viele andere in der Stadt. Ich glaube viele von ihnen suchen nach einer Möglichkeit als Matrose auf ein Handelsschiff zu kommen.“
Lorik nickte und blickte wieder ins Feuer. „Warum hast du Yarwaques Hand verlassen?“ fragte Hasabi.
„Nichts … gar nichts hielt mich mehr dort. Ich hatte eine Familie … eine große Familie, doch ich verlor sie … alle!“ Danach herrschte eine Weile absolute Stille. Nur das Holz im Feuer knackte vor sich her.
„Was ist das für ein Talisman?“ erkundigte sich Hasabi neugierig, was ihm ein böses Funkeln aus Loriks Augen einbrachte.
„Ein Geschenk …und ein Zeichen. Für mich ist es zum Zeichen für all das geworden, was ich früher war … was mein Leben früher war!“
„Und jetzt bist du aufgebrochen, um zu diesem Leben zurückzukehren?“
Interessiert schaute der Mann zu dem Jungen herüber, der anscheinend mehr aus ihm lesen konnte als so viele andere. Lorik gab keine Antwort.
Interessiert schaute der Mann zu dem Jungen herüber, der anscheinend mehr aus ihm lesen konnte als so viele andere. Lorik gab keine Antwort.
„Leg dich hin und schlaf, ich werde aufpassen, dass dich die Wölfe nicht fressen!“ sagte der Barbar mit einem Schmunzeln. Hasabi war sehr müde und befolgte den Rat des Barbaren, denn er hatte Angst mit seiner Neugier in eine Wunde zu stoßen, die die Stimmung des grimmigen Mannes wieder umschlagen lassen könnte. In dieser Nacht schlief Hasabi sehr unruhig.
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